
Ukraine, April 16, 2022. REUTERS/Marko Djurica
Die Situation in der ukrainischen Küstenstadt Mariupol bleibt nach Aussage von Präsident Wolodymyr Selenskyj extrem schwierig. Seine Regierung stehe täglich mit den Verteidigern dort in Kontakt, sagt er in einer Online-Ansprache.
Selenskyj wirft Russland vor, die Einwohner der Stadt auslöschen zu wollen. Er geht nicht auf die Darstellung der Regierung in Moskau ein, wonach russische Truppen die ukrainischen Streitkräfte aus dem Stadtgebiet vertrieben haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fordert mehr Tempo bei den Waffenlieferungen für sein Land. „Von dem Moment an, an dem sie sagen, wir haben beschlossen der Ukraine Waffen zu liefern, bis unsere Streitkräfte die Waffen erhalten, können zwei bis drei Wochen vergehen“, sagt der Staatschef in einem Interview für ukrainische Internetmedien. Der Prozess dauere zu lange, so Selenskyj. „Worauf setzen sie, dass wir monate- oder jahrelang kämpfen?“
Das russische Verteidigungsministerium meldet einem Medienbericht zufolge eine fast komplette Vertreibung der ukrainischen Streitkräfte aus Mariupol. Es seien noch einige Kämpfer in der Fabrik Asowstal eingeschlossen, zitiert die Nachrichtenagentur RIA einen Sprecher des Ministeriums. Demnach sollen die Ukrainer mehr als 4.000 Militärangehörige in der belagerten Küstenstadt verloren haben. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit dem endgültige Aus der Gespräche mit Moskau gedroht, sollte Russland die letzten ukrainischen Truppen in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol „ausschalten“. Für beide Seiten wäre das eine „Sackgasse, denn wir verhandeln weder über unsere Territorien noch über unsere Leute“, sagte Selenskyj am Samstag der Nachrichten-Website Ukrainska Prawda.
Die Stadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk ist „zu rund 70 Prozent zerstört“, wie der Chef der Militärverwaltung der Stadt, Olexandr Strjuk, im ukrainischen Einheitsfernsehen berichtet. Die wichtigsten Straßen seien erheblich beschädigt, die Wasserversorgung sei bis zur Durchführung von Reparaturarbeiten eingestellt. Von den ehemals 130.000 Einwohnern vor dem Krieg seien noch etwa 20.000 vor Ort.
CIA sieht keine unmittelbare Gefahr eines Atomschlags in der Ukraine
CIA-Direktor William Burns hat nach eigenen Angaben keine Hinweise auf einen bevorstehenden russischen Atomwaffeneinsatz in der Ukraine. Zwar dürfe man die Gefahr nicht auf die leichte Schulter nehmen, dass Russland taktische Kernwaffen einsetzen könne, sagte Burns in einer Ansprache am Georgia Institute of Technology und versicherte: „Wir tun das nicht.“ Die russische Führung wolle womöglich verzweifelt einen Erfolg ihres Feldzugs präsentieren. Er kenne aber keine praktischen Anzeichen dafür, dass ein Einsatz taktischer Atomwaffen unmittelbar bevorstehe. Taktische Atomwaffen haben im Vergleich zu strategischen geringere Sprengkraft und Reichweite. Sie sollen auf dem Gefechtsfeld eingesetzt werden, um den eigenen Truppen den Weg frei zu bomben.
Die russische Propaganda muss den Untergang des Kriegsschiffs Moskwa erklären
… und kommt ins Straucheln. Nicht einmal mehr die staatlich kontrollierten Medien glauben demnach die offizielle Begründung für den Untergang der Moskwa: Auf dem Schiff sei bei einem Unfall ein Feuer ausgebrochen und daraufhin Munition explodiert, hieß es vom Moskauer Verteidigungsministerium. Das schwer beschädigte Schiff sei beim Abschleppen in stürmischer See gesunken. So stößt die russische Propaganda mit Erklärungen an ihre Grenzen: Denn was letztendlich den Brand auf der Moskwa verursacht hat – ukrainischer Ratenbeschuss oder ein Unfall – lässt sich zwar im Moment nicht überprüfen. Doch die russische Version, das Schiff sei in einem Sturm gesunken, ist unglaubwürdig: „Die Moskva ist ganz sicher nicht wegen eines Sturms gesunken, weil es keinen Sturm gab“, twitterte Wettermoderator Jörg Kachelmann und verlinkte auch gleich auf Wetterdaten aus der fraglichen Zeit. Auch nach Daten der Website „timanddate“ gab es in der zentralen Hafenstadt der Krim Sewastopol am Donnerstag nur leichten Regen und Windgeschwindigkeiten von etwa sieben km/h.
Es sind Lügen aus einer Zeit, in der man noch nicht wusste, wie das Wetter anderswo ist (Wetterexperte Jörg Kachelmann bei Twitter).
Die Ukraine erklärte, die „Moskwa“ mit Raketen vom Typ „Neptun“ versenkt zu haben. Das bestätigte auch ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der nicht namentlich zitiert werden wollte: Er sagte am Freitag, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte sei von zwei ukrainischen Raketen des Typs „Neptun“ getroffen worden.
Eine Version, die plausibel erscheint: Das Magazin „Spiegel“ zitiert den Marineexperten des Londoner „Royal United Service Institute“, Sidharth Kaushal: Die Ukraine habe die Waffen dafür gehabt, außerdem sei die „Moskwa“ einen relativ erwartbaren Kurs um die Schlangeninsel herum gefahren. Ausgerechnet einen Tag nach dem Untergang griff Russland erstmals einen Rüstungskomplex nahe Kiew an. Vermutlich kein Zufall: Dort wurden laut der Website des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom „Neptun“-Raketen hergestellt.
Gouverneur: Russen ziehen Zehntausende Soldaten im Osten zusammen
Russland hat nach Angaben des Gouverneurs des Gebiets Luhansk im Osten der Ukraine Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive zusammengezogen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj am Samstag. „Sie haben schon alles für einen Durchbruch bereit.“ Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten.
Papst sendet in Osternacht Botschaft an ukrainischen Bürgermeister
Mit einer stimmungsvollen Feier ist im Petersdom die Osternacht im Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi zelebriert worden. Papst Franziskus sorgte dabei am Ende der Predigt für einen emotionalen Höhepunkt, als er sich direkt an Iwan Fedorow wandte, den Bürgermeister der südukrainischen Stadt Melitopol, der als Gast in der ersten Reihe saß. „Wir alle beten mit euch und für euch“, sagte Franziskus, „in dieser Dunkelheit, in der Ihr lebt, der Dunkelheit des Krieges, der Grausamkeit“. Er sprach den Ukrainern Mut zu.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html