Sag es, Menschenkind!
Ist es nicht gleich als ein Wind,
Als ein Schiff, der See ergeben?

Schießt es nicht so schnell dahin,
Als ein Strom von Anbeginn?

Ist es nicht als Meereswellen,
Die der hart erboste Nord
Aufgereizt und jaget fort,
Wann er schrecklich pflegt zu bellen,
Als ein Nebel, den der Tag
Nun nicht mehr vertragen mag?

Schmilzt es nicht, als Schnee und Schlossen;
Als das Eis, das noch so steif;
Schwind’t es nicht, als Tau und Reif;
Wann die Wind’ aus Süden stoßen,
Wann die Sonne Kraft erreicht,
Nacht und Frost und Kälte weicht?

Flieht es nicht, gleich als ein Schatten,
Als ein Rauch, der nicht besteht;
Als ein Dampf, der bald vergeht;
Als die bunt beblümten Matten;
Als die Blüten um den Ast,
Den der Sturm itzt angefaßt:

Als ein Gras, das vor dem Meier
Seinen Stengel niederstreckt,
Und den Boden überdeckt:
Als ein Kräutlein um den Weiher,
Welches, wann’s am schönsten grünt,
Mancher Hand zum Raube dient?

Faellt es nicht dahin als Blätter?
Fleugt es nicht als Spreu und Staub,
Die des kleinsten Windleins Raub
Bei des Herbstes schönstem Wetter?
Wird es nicht zu lauter Nichts
Als ein Strahl des Wetterlichts?

Ist wohl etwas jemals kommen
In des Menschen Sinn und Witz,
Das, gleich als der jaehe Blitz,
Seine Flucht so rasch genommen?
Doch ist unser Lebensglas
Rascher aus, als alles das.

Philipp von Zesen