Das Jahr geht um, der Faden rollt sich sausend ab. Ein Stündchen noch, das letzte heut, und stäubend rieselt in sein Grab Was einstens war lebend’ge Zeit. Ich harre stumm. ‚S ist tiefe Nacht! Obwohl ein Auge offen noch? In diesen Mauern rüttelt dein Verrinnen, Zeit! Mir schaudert, doch es will die letzte Stunde sein Einsam durchwacht. Gesehen all, was ich begangen und gedacht, was mir aus Haupt und Herzen stieg: Das steht nun eine… weiterlesen

Nun sollen wir versagte Tage lange ertragen in des Widerstandes Rinde; uns immer wehrend, nimmer an der Wange das Tiefe fühlend aufgetaner Winde. Die Nacht ist stark, doch von so fernem Gange, die schwache Lampe überredet linde. Lass dichs getrösten: Frost und Harsch bereiten die Spannung künftiger Empfänglichkeiten. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Hast du denn ganz die Rosen ausempfunden vergangnen Sommers? Fühle, überlege: das Ausgeruhte reiner Morgenstunden, den leichten Gang in spinnverwebte Wege? Stürze in dich nieder, rüttle, errege die liebe Lust: sie ist in dich verschwunden. Und wenn du eins gewahrst, das dir entgangen, sei froh, es ganz von vorne anzufangen. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Vielleicht ein Glanz von Tauben, welche kreisten, ein Vogelanklang, halb wie ein Verdacht, ein Blumenblick (man übersieht die meisten), ein duftendes Vermuten vor der Nacht. Natur ist göttlich voll; wer kann sie leisten, wenn ihn ein Gott nicht so natürlich macht. Denn wer sie innen, wie sie drängt, empfände, verhielte sich, erfüllt, in seine Hände. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

So lang darauf hin gearbeitet, dann da und vorhanden Aber nur kurz – zu kurz. Wie doch die Zeit vergeht … Und nun schon wieder vorbei. Verhielte sich wie im Übermaß und Menge und hoffte nicht noch Neues zu empfangen, verhielte sich wie Übermaß und Menge und meinte nicht, es sei ihm was entgangen, verhielte sich wie Übermaß und Menge mit maßlos übertroffenem Verlangen und staunte nur noch, dass er dies ertrüge: die schwankende, gewaltige… weiterlesen

In Weihnachtszeiten reis‘ ich gern Und bin dem Kinderjubel fern Und geh‘ in Wald und Schnee allein. Und manchmal, doch nicht jedes Jahr, Trifft meine gute Stunde ein, Dass ich von allem, was da war, Auf einen Augenblick gesunde Und irgendwo im Wald für eine Stunde Der Kindheit Duft erfühle tief im Sinn Und wieder Knabe bin…. Hermann Hesse… weiterlesen

Assistono diversi santi Nichts andres haben wir zu tun, Als daß wir vor dem Heilandkind Auf frommen Knieen betend ruhn, Die wir der Jungfrau Diener sind. Sieh, unser Dienst ist leicht und zart, Wir atmen still im grünen Land Der schönen Mutter Gegenwart, Und selig werden wir genannt. Und selig wirst auch du, o Christ, Der du voll dunkler Sehnsucht bist, Wenn du der Schönsten dich ergibst Und keine andre liebst. Hermann Hesse… weiterlesen

Am dunklen Fenster stand ich lang Und schaute auf die weiße Stadt Und horchte auf den Glockenklang, Bis nun auch er versungen hat. Nun blickt die stille reine Nacht Traumhaft im kühlen Winterschein, Vom bleichen Silbermond bewacht, In meine Einsamkeit herein. Weihnacht! – Ein tiefes Heimweh schreit Aus meiner Brust und denkt mit Gram An jene ferne, stille Zeit, Da auch für mich die Weihnacht kam. Seither voll dunkler Leidenschaft Lief ich auf Erden kreuz… weiterlesen

Es gibt so wunderweiße Nächte, drin alle Dinge Silber sind. Da schimmert mancher Stern so lind, als ob er fromme Hirten brächte zu einem neuen Jesuskind. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Die Wintersonnenwende ist eines der heiligsten Sonnenfeiern und findet am 21./22. Dezember statt. Sie bezeichnet die tiefste Nacht des Jahres – wird deswegen auch MUTTERNACHT (althochdeutsch Modranecht) genannt. Man feierte den Tod des alten Jahres und die Geburt des neuen Jahres. Nach diesem kürzesten Tag des Jahres nimmt die Kraft der Sonne wieder zu und die Tage werden länger. Die Zeit „zwischen den Jahren“ ist die Zeit des Neubeginns: Die Rückkehr der Sonne bedeutet auch… weiterlesen