Hier ist des Lebens Puls — hier faß es an.
Willst du der Menschheit in das Inn’re lauschen;
Der Wiesenbach dir nicht verraten kann,
Was Ströme dir und Ozeane rauschen;
Gern mag in Feld und Wald ich sinnend steh’n —
In Schöpfers Werkstatt wandelt da der Späher,
Und sieht des Kleides Werden und Vergeh’n —
Dem ew’gen Geist bin im Gewühl ich näher.
Hier ist des Lebens Mund — leg’ dran dein Ohr!
Hier sprühen des Genusses tolle Lieder,
Durchstöhnet von des Elends düsterm Chor,
Den sie im Wechsel dann verschlingen wieder.
Gern zieh’ mit dem Poeten ich hinaus,
Idyll’schen Finkenschlag zu übersetzen;
Doch wandelt in der Stadt mir um das Haus
Des Gebens Epenzug in Sammt und Fetzen.
Hier ist des Lebens Hand — die Riesenhand,
Die mit Titanenkräften türmt und türmet,
Was ein Jahrtausend mit Orkan und Brand
Nur mühsam hinter ihr zu Boden stürmet.
Du magst dir Frieden schöpfen auf der Flur —
Das große Drama fuchst du dort vergebens;
Dort spricht in stillen Wundern die Natur —
Die Stadt ist Puls, und Mund, und Hand des Lebens.

Heinrich Freimuth