Als ich ein Knabe war, in Weihnachtszeiten, wie war ich selig da und unersättlich,
Im Duft der Kerzen mit dem neuen Spielzeug zu spielen unterm Tannenbaum: dem Roß,
Dem Bilderbuch, der Eisenbahn, der Violine!
Und wenn auch jedes Spielzeug bald erlosch und Alltag wurde, jeder Weihnachtsbaum
War wieder neu, war Fest und Wunder, umfing mich wider mit dem Zaubernetz.

Heut weiß ich keine neuen Spiel mehr, erschöpft ist Glanz und Lust, der lange Weg
Liegt hinter mir, zerbrochenen Spielzeugs voll, die Scherben klirren. Doch die Sehnsucht malt
Mir einen letzten, höchsten Zauber noch in holden Farben aus: das letzte Fest,
Den Ausgang aus der Spiel- und Kinderwelt, den Eingang in die nächste, tief ersehnt.

Dein denk ich, wenn die leergewordne Welt um mich mit ihren farbigen Scherben flirrt,
Dein denk ich, letztes Spiel, geliebter Tod!
Aufglänzen wird noch einmal Kinderlust, noch einmal wird der dürre Christbaum blüh’n
Und Wunder strahlen, daß im dunkeln Schacht das Herz von neuer Wonne bang erquillt.
Und zwischen Kerzenglanz und Tannenduft und all dem Wust zerbrochner Spielerei’n
Wird aus dem wonnevollen Dunkel die ferne Stimme meiner Mutter rufen.
Hermann Hesse