Wenn du dies liest – nicht wahr, du wirst es lesen? –
So ist ein Sommertag dahin; du sahst die Pracht
Desselben, als ein überirdisch Wesen,
Du auf dem Söller standst. Gabst du nicht acht
Wie zugewinkt dir hat in stiller Wonne
Der Baum, die Blume und die junge Frucht?
Gewiß, gäb’s Neid im Himmel, hätt’ die Sonne
Verdüstert sich voll Eifersucht.

Die Blumen beten sonst, wenn rings die Schatten
Der Berge dunkeln und die Wälder ruh’n;
Doch heut’ vergaßen sie’s, denn ach sie hatten
Zu viel mit deinem Bildnisse zu thun.
Und erst wenn sie dem Stern – ich seh’ ihn glühen –
Von dir erzählen, der wird schnell sein Licht
Neugierig stellen an die Jalousien
Und küssen dich in’s Angesicht.

Hörst du den Donner wohl? warum er rollte,
Du weißt es nicht? Es war ein Wölkchen klein
Und milchweiß, und das sah dich und es sollte
Entfernen sich; da gab der Sehnsucht Pein
Ihm jene wilde Sprache, daß die Kehle
Der Nachtigall verstummt, du glaubst es nicht?
So sieh’ jetzt wie sein Schmerz um deine Seele
In tausend Tropfen niederbricht!

Hermann von Gilm zu Rosenegg