Ich sehe keinen Menschen, es hat gefroren, es war Glatteis, es regnet, es trieft, – das ist hier der Winter, immer je drei Tage von jedem. Ich habe von Paris über und über genug, es ist ein Ort der Verdammnis, das hab ich immer gewusst, aber damals wurden mir die Peinen der Verdammten von einem Engel auseinandergesetzt, jetzt, da ich mir sie selbst erklären soll, finde ich keine rühmliche Auslegung und bin in Gefahr, mir das einmal groß Aufgefaßte nachträglich mesquin zu machen. Wenn Gott Einsehen hat,
so läßt er mich bald ein paar Räume auf dem Land finden, wo ich ganz nach meiner Art wüthen kann und wo die Elegieen aus mir den Mond anheulen dürfen von allen Seiten, wie’s ihnen zu Muth ist. Dazu gehört dann die Möglichkeit, weite einsame Wege zu machen und eben der Mensch, der schwesterliche!!! (ach ach) der dann das Haus besorgt und gar keine Liebe hat oder so viel, dass er nichts verlangt, als, wirkend und verhütend, an der Grenze des Unsichtbaren dazusein.

Rainer Maria Rilke an Marie von Thurn und Taxis