Der Friede im Gemüt,
Der wie die Lilie auf dem Feld
Auch unter Stürmen blüht.
Er gibt uns Trost zu jeder Zeit,
Wo sonst kein Trost uns blieb,
Drum bitte Gott, der ihn verleiht:
Den Frieden, Herr, mir gib!

Nicht ist’s die Weisheit, nicht die Macht,
Draus uns das Glück entspringt,
Nicht Reichtum ist’s nicht eitle Pracht,
Die uns den Segen bringt;
Nicht des Genusses Augenblick
Ist’s, der uns wahrhaft lohnt,
O nein, es blüht des Lebens Glück
Nur, wo der Friede wohnt!

Drum frage nicht nach äußerm Schein,
Er blendet nur den Sinn,
Er läßt das Herz nicht fröhlich sein,
Und schwindet bald dahin –
Wenn dir das Schönste werden soll,
So hab’ die Menschen lieb,
Gott aber bitte demutsvoll:
Den Frieden, Herr, mir gib!

Hermann Köhler