Liebe, ich bin trunken von deinem Hauch,
dein Atem weht mir wie ein leiser Wind,
der lind und wonnig mir im Antlitz ruht.
Mein Herz hat längst die zarte Ruh verlor’n,
dein Wesen füllt es ganz, erfüllt es ganz,
und deiner Augen süßer Glanz
verschleiert mir des Lebens bunten Flor.

Ich sehe dich, und wie aus weiter Ferne
kommt deine Stimme süß und leise zu mir,
und wie ein Traum, der kaum begonnen hat,
entschwinde ich der Welt und dir allein.
Liebe, du bist für mich der erste Klang
in jener Melodie, die ewig währt;
der erste Stern im hohen Himmelszelt,
der erste Duft, den Frühling mir gewährt.

In dieser stummen, dunklen Winternacht
bist du für mich der leuchtende Planet,
der einsam über stummem Horizont
den Weg mir weist, wenn ich den Pfad verlor.

Liebe, ich bin trunken von deinem Hauch,
dein Atem weht mir wie ein leiser Wind,
der lind und wonnig mir im Antlitz ruht.
Mein Herz hat längst die zarte Ruh verlor’n,
dein Wesen füllt es ganz, erfüllt es ganz,
und deiner Augen süßer Glanz
verschleiert mir des Lebens bunten Flor.

Rainer Maria Rilke