Die Szenen unsers Lebens gleichen den Bildern in grober Mosaik, welche in der Nähe keine Wirkung tun,
sondern von denen man fern stehen muß, um sie schön zu finden.
Daher heißt “etwas Ersehntes erlangen” dahinterkommen, daß es eitel ist,
und leben wir allezeit in der Erwartung des Besseren,
auch oft zugleich in reuiger Sehnsucht nach dem Vergangenen.
Das Gegenwärtige hingegen wird nur einstweilen so hingenommen und für nichts geachtet als für den Weg zum Ziel.
Daher werden die meisten, wenn sie am Ende zurückblicken, finden,
daß sie ihr ganzes Leben ad interim gelebt haben und verwundert sein, zu sehn, daß das,
was sie so ungeachtet und ungenossen vorübergehn ließen, eben ihr Leben war,
eben das war, in dessen Erwartung sie lebten.

Arthur Schopenhauer