Göttlich ist und ewig der Geist.
Ihm entgegen, dessen wir Bild und Werkzeug sind, führt unser Weg; unsre innerste Sehnsucht ist:

Werden wie er, leuchten in seinem Licht!
Aber irden und sterblich sind wir geschaffen, träge lastet auf uns Kreaturen die Schwere.
Hold zwar und mütterlich warm umhegt uns Natur, säugt uns Erde, bettet uns Wiege und Grab;
doch befriedet Natur uns nicht, ihren Mutterzauber durchstößt des unsterblichen Geistes Funke.
Väterlich, macht zum Manne das Kind. Löscht die Unschuld und wendet uns zu Kampf und Gewissen.
So zwischen Mutter und Vater, so zwischen Leib und Geist zögert der Schöpfung gebrechlichstes Kind.
Zitternde Seele Mensch, des Leidens fähig wie kein anderes Wesen,
und fähig des Höchsten: Gläubiger, hoffender Liebe.
Schwer ist sein Weg, Sünde und Tod seine Speise, oft verirrt er ins Finstre,
oft wär ihm besser, niemals erschaffen zu sein.
Ewig aber strahlt über ihm seine Sehnsucht, seine Bestimmung: das Licht, der Geist.
Und wir fühlen: ihn, den Gefährdeten, liebt der Ewige mit besonderer Liebe.

Darum ist uns irrenden Brüdern Liebe möglich noch in der Entzweiung,
und nicht Richten und Hass, sondern geduldige Liebe,
liebendes Dulden führt uns dem heiligen Ziele näher.

Hermann Hesse