Wie geht es uns? Sind wir gesund?Gibt’s zur Verzweiflung einen Grund?Besitzen wir was uns gehört?Hat nichts und niemand das zerstört,was wir uns selber aufgebaut? Ist unser Tisch noch reich gedeckt?Hat keine Bombe uns erschreckt?Sind Durst und Hunger unbekannt?Leben wir im freien Landund sind behütet durch den Frieden? Gibt’s Tage, da man richtig lacht?Schlafen wir ruhig in der Nacht?Sind Tränen eine Seltenheit?Ist nichts geschehn in letzter Zeit,was unser Leben ruiniert? Wenn es dem nächsten Jahr gelingt,dass… weiterlesen

So viele Dinge liegen aufgerissenvon raschen Händen, die sich auf der Suchenach dir verspäteten: sie wollen wissen.Und manchmal in einem alten Bucheein unbegreiflich Dunkles angestrichen.Da warst du einst. Wo bist du hin entwichen?Hielt einer dich, so hast du ihn zerbrochen,sein Herz blieb offen, und du warst nicht drin;hat je ein Redender zu dir gesprochen,so war es atemlos: Wo gehst du hin?Auch mir geschahs. Nur daß ich dich nicht frage.Ich diene nur und dränge mich um… weiterlesen

… das Glück ist eine selbstverständliche Folge der Weisheit und, wie diese, kein Zufall, der von außen kommt, sondern eine Gesetzmäßigkeit, die sich in uns vollzieht. Es ist gleichsam die Wärme, die bei der Arbeit entsteht, welche wir leisten, wenn wir ein Ereignis, das uns von außen anrührt, aufnehmen und zu unserem eigenen umgestalten. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verlorengeht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken, an alle seine Millionen Möglichkeiten. Weiten… weiterlesen

Glaub nicht, daß ich Weihnachten ganz ohne Dich zugebracht habe; Deine Klage that mir Unrecht, und so hast Du sie schnell mit einer Tröstung eingeholt.Die Dinge, die Du mir versprichst, hab ich noch nicht; aber wunderbare Freude, sie zu erwarten. Auch ein kleiner Gegenstand, den ich Dir bestimmt habe, muß sich verspäten, vielleicht noch um eine Woche, vielleicht um zwei, es war etwas zu handwerkern an ihm, das braucht jetzt Weile. Geduldst Du Dich? Fast… weiterlesen

Meine liebe gute Mama, nun kommen wir zum Weihnachts-Abend. Leider nur aus großer Ferne, aber mit allen besten und innigsten Wünschen und Gedanken! Wie geht es Dir, liebe Mama? Mir ist, als hätte ich lange nichts von Dir gehört; und das ist freilich auch meine Schuld, denn ich habe selbst schon wieder lange nicht geschrieben, nicht wahr? Aber ich war die letzte Zeit ganz ungewöhnlich stark in Arbeit, so dass ich alles, was eintraf (auch… weiterlesen

Meine teure Mama, erst am 24., in der uns teuren stillen Stunde sollst Du diese Zeilen lesen, die Dir Zeugnis sein sollen meiner herzlichen Gegenwart an Deinem Weihnachts-Abende. Nur mit einer kleinen Gabe kann ich kommen, aber mit einer, die mich Dir wirklich nahe bringt und macht, dass ich wo Du auch seist Dich begleiten kann und vor Dir stehen kann mit meiner lieben Frau immer wenn Du es willst, wie bei unserem jüngsten Karlsbader… weiterlesen

Meine liebe gute Mama, wir haben nie viel geredet unter dem Christbaum. So soll es auch heute sein, zumal das Reden auf dem Papier nicht einmal die Illusion von Nähe hervorruft. Und die sollst Du haben, d. h. mehr als die Illusion, – die Sicherheit, dass ich Dir nahe bin an diesem Abend, den Du mir, seit ich ihn zum ersten Mal erlebte, geschmückt und durch Beweise Deiner Liebe und Güte reich gemacht hast! Und… weiterlesen

Ob wir dann die Lehre Jesu wieder aufnehmen und uns neu zu eigen machen oder ob wir andere Formen suchen, das ist einerlei. Die Lehre Jesu und die Lehre Lao Tests, die Lehre der Reden und die Lehre Goethes ist in dem, worin sie das ewig Menschliche trifft, dieselbe. Es gibt nur eine Lehre. Es gibt nur eine Religion. Es gibt nur ein Glück. Tausend Formen, tausend Verkünder, aber nur einen Ruf, nur eine Stimme.… weiterlesen

Der “Gebildete” von heute verhält sich zur Lehre Jesu so, daß er das ganze Jahr hindurch an sie nicht denkt und nach ihr nicht lebt, daß er aber am Weihnachtsabend einer vagen wehmütigen Kindererinnerung nachgibt und ein wenig in zahmen, wohlfeil-frommen Gefühlen schwelgt, ebenso wie er noch ein- oder zweimal im Jahre, etwa bei Aufführung der Matthäuspassion, dieser zwar längst verlassenen, dennoch aber noch unheimlichen und im Verborgenen mächtigen Welt seine Reverenz macht.Ja, das alles… weiterlesen