09april015

Was faßt mich für ein Wonnegraus! Hier möcht ich volle Stunden säumen.
Natur, hier bildetest in leichten Träumen den eingebornen Engel aus!
Hier lag das Kind! mit warmem Leben den zarten Busen angefüllt,
und hier mit heilig reinem Weben entwirkte sich das Götterbild!
Und du! Was hat dich hergeführt? Wie innig fühl ich mich gerührt!
Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer?
Armsel’ger Faust! Ich kenne dich nicht mehr.
Umgibt mich hier ein Zauberduft?
Mich drang’s, so grade zu genießen, und fühle mich in Liebestraum zerfließen!
Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft?
Und träte sie den Augenblick herein, wie würdest du für deinen Frevel büßen!
Der große Hans, ach wie so klein! Läg, hingeschmolzen, ihr zu Füßen.

Johann Wolfgang v. Goethe – Faust