Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal seine Seele ganz.
Breitest über mein Gefild lindernd deinen Blick, wie des Freundes Auge mild über mein Geschick.
Jeden Nachklang fühlt mein Herz froh’ und trüber Zeit, wandle zwischen Freud’ und Schmerz in der Einsamkeit.
Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich froh; So verrauschte Scherz und Kuß und die Treue so.
Ich besaß es doch einmal, was so köstlich ist.
Daß man doch zu seiner Qual nimmer es vergißt.
Rausche, Fluß, das Tal entlang, ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüst’re meinem Sang Melodien zu,
Wenn du in der Winternacht wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht junger Knospen quillst.
Selig, wer sich vor der Welt ohne Haß verschließt, einen Freund am Busen hält und mit dem genießt,
Was, von Menschen nicht gewußt oder nicht bedacht, durch das Labyrinth der Brust wandelt in der Nacht.

Johann Wolfgang von Goethe