Wenn ich abends einsam gehe und die Blätter fallen sehe,
Finsternisse niederwallen, ferne, fromme Glocken hallen:
Ach, wie viele sanfte Bilder, immer inniger und milder,
Schatten längst vergangner Zeiten, seh ich dann vorübergleiten.
Was ich in den fernsten Stunden, oft nur halb bewußt, empfunden,
Dämmert auf in Seel’ und Sinnen, mich noch einmal zu umspinnen.
Und im inneren Zerfließen mein ich’s wieder zu genießen,
Was mich vormals glücklich machte, oder mir Vergessen brachte.
Doch, dann frag ich mich mit Beben: Ist so ganz verarmt dein Leben?
Was du jetzt ersehnst mit Schmerzen, sprich, was war es einst dem Herzen?
Völlig dunkel ist’s geworden, schärfer bläst der Wind aus Norden,
Und dies Blatt, dies kalt benetzte, ist vielleicht vom Baum das letzte.
Christian Friedrich Hebbel