14july031

Jeder kommt einmal zu der Erde Rand,
Wo das Land aufhört, Wirklichkeit und Zahl,
Zur Versenkung, drinnen Jahr um Jahr verschwand;
Wo kein Wegmal und auch keine Wahl
Zwischen Nacht und Sonnenstrahl,
Zwischen Berg und Tal.

Sieh, das Sommergrün steht schon grob und groß,
Manche Ranke, derb und kühn, in den Himmel schoß,
Zuchtlos brüsten sich Unkraut und Gedanke.
Berge Laub sind aufgebaut, Wachstum ohne Schranke,
Als bringt nichts sie um, die sich aufgerafft vom Staube;
Strotzend gafft der Baum aus der Blätterhaube.

Gib mir Deine Hand, dran die Adern blauen,
Deine Hand,
Die ich nicht am Wege blindlings fand;
Deine Augen,
Die auf Augenblicke wie goldsuchend schauen
Und zum Sand. –
Gleich sind aller Dinge Endgeschicke,
Aller, welche sich zu leben trauen.

Max Dauthendey