Guten Tag, ich melde mich zu meinem Podcast diesmal aus der häuslichen Quarantäne –
deshalb auch am Telefon. Das ist ja eine Situation, die ich gerade mit vielen Menschen teile.
Ich grüße also einmal alle, die jetzt Wohnen und Homeoffice verbinden. Man ist nicht krank
und bleibt trotzdem zu Hause, um sicher zu sein, dass man das Virus nicht doch in sich trägt.
Und natürlich, um andere vor jeder potentiellen Gefahr einer Ansteckung zu schützen. Die
meisten, die diese Erfahrung machen, werden mir zustimmen – auch wenn es für viele nicht
ganz einfach ist, Kinderbetreuung und Arbeit zu verbinden, so kann man von zu Hause doch
viel Arbeit schaffen. Man kann in Telefon- und Videokonferenzen mit anderen in Kontakt
bleiben und sogar lange Verhandlungen führen, wie ich das über sechs Stunden im
Europäischen Rat getan habe. Ich bin übrigens sicher, dass wir von diesen Mitteln nach
dieser Corona-Krise viel mehr Gebrauch machen werden als früher. Aber der Mensch ist nun
einmal auf Kontakt und Nähe eingestellt – und darauf freue ich mich dann auch wieder. Ich
will Ihnen damit sagen, dass mir sehr bewusst ist, wie schwer die Kontakteinschränkungen
sind, die nun in Deutschland für alle gelten.

Am letzten Sonntag haben der Bund und die Länder sich auf die erweiterten Leitlinien
geeinigt. Die neuen Regeln haben das öffentliche Leben für jeden spürbar in wenigen Tagen
auf ein Minimum heruntergefahren. Wir haben dabei an Sie appelliert, an Ihre Vernunft und
Ihr Herz. Wenn ich heute sehe, wie fast alle ihr Verhalten völlig umgestellt haben, wie die
große Mehrheit von Ihnen wirklich jeden unnötigen Kontakt vermeidet, eben weil er auch
ein Ansteckungsrisiko enthalten kann, dann möchte ich einfach sagen: Danke, von ganzem
Herzen danke.

Sie ziehen mit, wie wir es gehofft haben, weil Sie wissen, worum es geht. Weil Sie wissen,
dass wir nur gemeinsam unser Land durch eine Zeit der Prüfung steuern können, wie sie sich
niemand hätte vorstellen können. Das wird wirklich nur gehen, wenn wir alle das gleiche Ziel
klar vor Augen haben. Und dieses Ziel heißt: Das Virus verlangsamen. Ansteckung ganz
verhindern können wir in dieser Phase nicht, aber weniger neue Ansteckungen pro Tag, eine
weniger schnelle Ausbreitung – das können und das müssen wir auch in der nächsten Zeit
schaffen.

Das entscheidet darüber, ob unser Gesundheitssystem dem Virus standhalten kann, ob wir
auch in den nächsten Wochen jedem, den eine Corona-Infektion schwer trifft, die
bestmögliche Versorgung geben können. Und machen wir uns das ganz klar: Das kann jeder
von uns sein. Im höheren Alter mit größerer Wahrscheinlichkeit, aber auch weit unter 60
Jahren gibt es fürchterliche Verläufe dieser Krankheit. Und deswegen möchte ich Sie heute
noch einmal eindringlich bitten: Halten Sie sich weiter streng an diese Regeln. Verzichten Sie
weitest möglich auf Kontakte außerhalb des Kreises der Menschen, mit denen Sie
zusammenwohnen. Und wenn Sie außer Haus unterwegs sind, halten Sie Abstand –
mindestens eineinhalb, besser zwei Meter. Ich verstehe, dass manche jetzt schon ungeduldig
fragen, wie lange das noch gehen soll, dass sie sich sorgen um unsere Wirtschaft im Ganzen
oder auch um den eigenen Arbeitsplatz.
Dies war auch eine Woche, in der die verschiedenen Akteure unserer Demokratie, die
Bundesregierung, der Bundestag und der Bundesrat genau auf diese Sorgen eingegangen
sind. So schnell wie noch nie und mit so viel Geld wie noch nie hat die Politik Maßnahmen
ergriffen, die Sicherheit und Halt geben sollen. Für kleine Betriebe, große Konzerne, für
Mieter, für Eltern, Kurzarbeiter, für die Krankenhäuser. Ich denke, ich kann sagen: Wir
mobilisieren, was wir können, um unserem ganzen Land in dieser unsicheren Zeit Sicherheit
zu geben.

Niemand kann heute mit gutem Gewissen sagen, er wisse, wie lange diese schwere Zeit
anhält. Ich muss Sie bitten: Seien Sie geduldig. Noch geben uns die täglichen Zahlen der
Neuinfektionen leider keinen Grund, nachzulassen oder die Regeln zu lockern. Heute ist es
so, dass sich etwa alle fünfeinhalb Tage die Zahl der Neuinfektionen verdoppelt. Gemessen
an der Zeit vom Anfang, als die Verdopplung alle zwei Tage war, ist das schon ein Fortschritt.
Aber dieser Zeitraum muss sich noch verlängern. Er muss in Richtung von zehn Tagen gehen,
damit unser Gesundheitssystem nicht überfordert wird.

Also vorerst bleibt es dabei: Jeder und Jede ist ein Teil unseres Kampfes gegen das Virus.
Jeder, der die Regeln befolgt, kann jetzt ein Lebensretter sein. Ich danke Ihnen allen dafür,
dass unser Land auf Sie zählen kann.

Angela Merkel

#wirbleibenzuhause