Vom Taue glänzt der Rasen, beweglicher
Eilt schon die schwache Quelle; die Birke neigt
Ihr schwankes Haupt, und im Geblätter
Rauscht es und schimmert; und um die grauen
Gewölke streifen rötliche Flammen dort,
Verkündende, sie wallen geräuschlos auf
Wie Fluten am Gestade, wogen
Höher und höher, die wandelbaren.
Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell,
Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort!
Denn offner fliegt, vertrauter, dir mein
Auge, du Freudiger, zu, solang du
In deiner Schöne jugendlich blickst und noch
Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist;
Du möchtest immer eilen, könnt ich,
Göttlicher Wanderer, mit dir! – Doch lächelst
Des frohen Übermütigen du, daß er
Dir gleichen möchte; segne mir lieber denn
Mein sterblich Tun und heitre wieder
Gütiger, heute den stillen Pfad mir!

Friedrich Hölderlin