Weihnachten ist vorbei, und ein Jahr hat begonnen mit einer hohen, klaren, sternblanken Nacht: ich habe es kaum bemerkt, kaum etwas Festlichkeit gefühlt, und keine Ruhe. Es waren unfertige und provisorische äußere Zustände, in die ich hier kam. Influenza gesellte sich und das fortwährend geänderte Wetter. Und die Anpassung und das Umdenken und das Fortgenommensein aus der Arbeitsnähe, die Furuborg für mich war. Und das Quälende deutscher Umgebung. In alledem war es schwer, Weihnacht zu leben, Glocken zu hören, Ferne, Stille und Kindheit; schwer, das Neue aufzufassen, das Ruth ist, schwer, ihrem lieben und prüfenden Entgegenkommen greifbar da zu sein, allzu schwer zu lieben, alle jene Aufmerksamkeit, Kraft, Güte und Hingabe zu haben, aus der Liebe besteht. Rathlos, das war alles was ich war, unfähig inmitten aller äußeren Unruhe, jemand zu sein, der zu sein, der ich werde. Zerstreut war ich wenn die “kleine Stimme” zu mir sprach, nicht bereit dafür und nicht sicher genug. Und so hab ich mir auch aus diesem, zu dem Dein lieber Gruß kam, nichts genommen.

Rainer Maria Rilke an Lou