In die mächtigen Grenzssteine aus Buntsandstein, die die Grenze des neuen Kurpfälzer Territoriums gegen die Grafschaft Erbach markierten, wurde nach Auslösung des Pfandes jeweils auf der Seite der Kurpfalz das Mainzer Rad mit Jahreszahl und das Wort “ABGELOST” eingeschlagen, um die an Mainz zurückgefallenen Besitzrechte zu markieren.

Sie wurden jedoch erst 1656 zur Erinnerung an die 1650 erfolgte Auslösung der von Kurmainz an die Kurpfalz verpfändeten Bergstraße gesetzt. Insgesamt gibt es auf der Strecke zwischen der Wegscheide, dem Gumpener Kreuz und Lindenfels ca.170 „Abgelöststeine“. [2]

Nähe Wanderparkplatz An der Wegscheide II – 49°39’22.9″N 8°51’57.6″E

Die Abgelöst”- Grenzsteine in der Nähe des wichtigen Straßenkreuzes Wegscheide zeugen von der verwickelten Territorialgeschichte der Region. Durch die Schenkung der Mark Heppenheim durch Karl den Großen an das aufstrebende Lorsch Ende des 8. Jahrhunderts gehörte das Gebiet zur direkten Einflusssphäre des Reichsklosters. Als das Kloster 1232 durch Papst Gregor IX. dem Bistum Mainz unterstellt wurde, geriet die Region in ein Spannungsfeld zwischen Mainz, der Pfalzgrafschaft und der Grafschaft Erbach. Die beiden letzteren hatten zuvor die Vogteien (weltliche Verwaltungs und Schutzfunktion) über das Kloster ausgeübt und dabei ihren politischen Einflussbereich immer weiter ausgebaut. In Fürth und dem oberen Weschnitztal kam es daher im 13. und 14. Jahrhundert immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen Mainz und der Pfalz, der die Burg Lindenfels gehörte. Um zu erreichen, dass sich der Pfälzer Kurfürst Friedrich während der Stiftsfehde 1461/1462 im Streit um die Besetzung des Mainzer Bischofsstuhles auf die Seite des abgesetzten Diether von Isenburg stellte, verpfändete das Bistum Mainz seinen gesamten Bergsträßer Besitz für 100.000 Gulden. So gelangte das Gebiet an die Pfalz. Es wurden nach 1461 entlang der neuen Grenze zur Grafschaft Erbach (die in großen Abschnitten noch der heutigen Kreisgrenze entspricht) mächtige Grenzsteine mit dem Wittelsbacher Rautenmuster auf Pfälzer Seite und den drei Sternen auf Erbacher Seite gestellt. Das Setzen dieser markanten Grenzsteine dürfte auch im Zusammenhang mit dem damals kriegswichtigen Eisenerzbergbau rundum die Wegscheide zu sehen sein. Seine Überreste sind heute noch in den Halden am Fuß des Kahlbergs zu erkennen. Rund um den Kahlberg trifft man außerdem auf zahlreiche Kohlplatten. Dies sind Verebnungen, auf denen die Köhler die für die Eisenerzverhüttung notwendige Holzkohle herstellten.

Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg gelangte das Gebiet 1650 unter Auslösung des Pfandes zurück an Kurmainz. Zur Dokumentation dieses Rechtsaktes wurden die Grenzsteine nicht durch neue ersetzt, sondern die bestehenden mit dem Wort „ABGELÖST“, der Jahreszahl 1650 und dem Mainzer Rad versehen.

Nr. 106 vorn – 49°39’22.9″N 8°51’57.6″E

Nr. 106 hinten – 49°39’22.9″N 8°51’57.6″E

Nr. 116 vorne – 49°39’22.9″N 8°51’44.4″E
Nr. 116 hinten – 49°39’22.9″N 8°51’44.4″E

Nr. 109 vorne – 49°39’24.1″N 8°51’42.0″E
Nr. 109 hinten – 49°39’24.1″N 8°51’42.0″E

Nr. 110 oder 111 (wahrscheinlich) vorne – 49°39’26.8″N 8°51’37.2″

Nr. 112 vorne – 49°39’33.5″N 8°51’26.6″E
Nr. 112 hinten – 49°39’33.5″N 8°51’26.6″E

… wird fortgesetzt [ letzter Stand 27.05.2022 ]

Zusammenfassung

Nr 106 49°39'22.9"N 8°51'57.6"E
Nr 116 49°39'22.9"N 8°51'44.4"E
Nr 109 49°39'24.1"N 8°51'42"E
Nr 110 ???
Nr 111 49°39'26.8"N 8°51'37.2"E wahrscheinlich
Nr 112 49°39'33.5"N 8°51'26.6"E

Quellen:

[2] https://info-nibelungenland.de/downloads/mossautalweschnitz.pdf