Eisenach

Das erste Gesetz der Freundschaft soll doch sein: daß einer des andern Freund sei.
Und das zweite ist, daß du’s von Herzen seist und Gutes und Böses mit ihm teilest, wie’s vorkömmt. Die Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes schonen will, ist meistens Zärtelei; denn eben darum ist er dein Freund, daß er mit untertrete und es deinen Schultern leichter mache.
Drittens laß du deinen Freund nicht zweimal bitten. Aber, wenn’s not ist und er helfen kann; so nimm du auch kein Blatt vors Maul, sondern gehe und fordre frisch heraus, als ob’s so sein müßte und gar nicht anders sein könne.


Matthias Claudius