Der reinste Ton, der durch das Weltall klingt,
Der reinste Strahl, der zu dem Himmel dringt,
Die heiligste der Blumen, die da blüht,
Die heiligste der Flammen, die da glüht,
Ihr findet sie allein, wo, fromm gesinnt,
Still eine Mutter betet für ihr Kind.

Der Thränen werden viele hier geweint,
So lange uns des Lebens Sonne scheint;
Und mancher Engel, er ist auserwählt,
Auf dass er unsre stillen Thränen zählt –
Doch aller Tränen heiligste, sie rinnt,
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.

O schaut das Hüttchen dorten, still und klein,
Nur matt erhellt von einer Lampe Schein,
Es sieht so trüb, so arm, so öde aus,
Und gleichwohl ist’s ein kleines Gotteshaus,
Denn drinnen betet, fromm gesinnt,
Still eine Mutter für ihr Kind.

O nennt getrost es einen schönen Wahn,
Weil nimmer es des Leibes Augen sah’n,
Ich lasse mir die Botschaft rauben nicht,
Die Himmelsbotschaft, welche zu uns spricht:
Daß Engel Gottes stets versammelt sind,
Wenn eine Mutter betet für ihr Kind.
Ferdinand Stolle