Für das bloße Auge sind die Plejaden der schönste Sternhaufen am Firmament. Sie sehen aus wie eine Miniaturversion des Großen Wagens. Zu allen Zeiten haben Beobachter diese Figur wahrgenommen.
Schon auf den Höhlenzeichnungen von Lascaux sind die Plejaden dargestellt. In der griechischen Mythologie sind sie die sieben Töchter des Atlas und der Pleione. Weil ihnen der Jäger Orion stets nachstellte, versetzte Zeus die Schwestern als Siebengestirn an den Himmel. Der arabische Poet Imru‘ al-Quays schwärmte im 6. Jahrhundert: „Wenn die Plejaden erscheinen, ist es, als werde eine seidene Schärpe voller Edelsteine ausgebreitet.“

Und der persische Dichter Hafiz schrieb im 14. Jahrhundert einem Dichterfreund: „Deinen Gedichten heftet der Himmel die Perlen-Rosette der Plejaden als Siegel der Unsterblichkeit an.“ Der Sternhaufen gab den Takt am Boden vor. So berichtet der römische Dichter Hesiod: „Wenn die Kinder des Atlas vor der Sonne aufgehen, ist es Zeit für die Ernte. Wenn sie in der Morgendämmerung untergehen, ist es Zeit zu säen.“

Dies entsprach Anfang Mai beziehungsweise Mitte November. In dieser Zeit lag in der Antike auch die Saison der Seefahrer. Denn wenn die Plejaden untergehen, droht Böses, mahnt Hesiod: „Stürme aller Winde toben, wenn die Plejaden, gejagt vom Orion, in das wolkenbedeckte Meer tauchen.“ Die Plejaden stehen jetzt abends gegen acht Uhr ziemlich genau im Süden. In anderen Kulturen sind sie auch bekannt als sieben Schwestern, das Schiffahrtsgestirn, eine Perlenschärpe und vieles mehr.

Dirk Lorenzen


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