Das kleine Flurdenkmal gehört zu den wenigen Steinkreuzen deren Geschichte in den Stein selbst gemeißelt und damit der Errichtungsgrund bis heute bekannt geblieben ist. Es ist am Waldrand oberhalb des Brombacher Ortsteils Balsbach im Flürstück 11 zu finden. Folgt man dem Weg von der Bushaltestelle Balsbach Süd rechts hinauf in den Wald stößt man am Ende des des Weges auf einen Hochstand. Von hier sind es nur noch 80m bis zum Kreuz.

(c) google , 2023

Auf dem Kreuzungsfeld an der Steinvorderseite gibt die Schrift Auskunft über ein tragisches Unglück das im Jahr 1793 geschehen ist. Der 15jährige Junge Hans Peter Erhart aus Kirchbrombach ist hier, entweder vom Baum gefallen oder von einem Baum erschlagen worden. Der fromme Spruch auf der Kreuzrückseite ist unvollendet und nur schwer lesbar. Alle Kreuzarme sind in den Kreuzwinkeln durch je eine Dreieckstütze verstärkt. Dies gibt dem Balsbacher Kreuz ein einmaliges Aussehen. [1]

eingewachsen und vermoostes Kreuz am 12.05.2020

Das Kreuz ist rechts eingesunken und steht schief. Es ist ca. 70cm hoch, 42cm breit. Das Kreuz ist 13cm dick, der Sockel 14cm. Der aus der Erde ragende Teil des Sockels ist ca. 20cm hoch. Die Inschrift auf der Vorderseite lautet:

1793
DEN 13
AVGVST IST HAN PETER ER
HART IN KIRCHBROMBACH
AVF DEN PLAZ VOM BAVM
GETOT GEBLIEWEN IST ALT
WORDEN 15 JAHR VND
14TAG

Vorderseite des Kreuzes nach der Reinigung am 21.08.2023 (c) Mike Rupprecht

Anmerkung 21.08.202: Da ich mich mit den beiden Kreuzen (dieses und dem Spinnmädchenstein) in Kirchbrombach irgendwie verbunden fühle, habe ich es am 21.08.2023 freigeschnitten und gesäubert. Nun kann man auch wieder die Inschrift lesen.


Rückseite am 12.05.2020
Rückseite nach der Reinigung am 21.08.2023

Auf der Rückseite, in ebenso unbeholfen eingehauenen Buchstaben, ist der dritte Vers eines Kirchenliedes von Benjamin Schmolck aus dem Coburgisches Gesangbuch (809) wiedergegeben:

MEIN GOTT ICH WEIß NICHT
WIE ICH STERBE, DIEWEIL
DER TOT FIEL WEGE HATT.
DEM EINEN WIRT DAS
SCHEIDEN HERBE. WENN
SONST EIN […]

Warum der Vers so unvermittelt abbricht und nicht zu Ende gehauen ist, bleibt unerfindlich….

49°44’42.7″N 8°57’43.8″E
49.745181, 8.962153

Quellen:

[1] Hans-Günther Morr: Steinkreuze, stumme Zeugen alter Schuld, EDIDION-DIESBACH, 69469 Weinheim, 2009

[2] Heinrich Riebeling: Steinkreuze und Kreuzsteine in Hessen, Noltmeyer, Drossenheim/Heidelberg, 1977, Seite 185, katalogisiert unter 6219.3 Ober-Kinzig

[3] Meyer, Dr. Erwin, Steinkreuze und verwandte Altertümer im Rodgau und Mümling-Odenwald-Gebiet (unveröffentl. Manuskript)