09oktober028

Neulich, am Morgen, begegnete mir die Frau Nachbarin. Wir begrüßten uns.
“Was für ein Herbst!” sagte sie nach einer Pause und blickte nach dem Himmel auf.
Ich tat desgleichen. Der Morgen war allerdings sehr klar und köstlich für Oktober.
Plötzlich fiel mir etwas ein: “Was für ein Herbst!” rief ich und schwenkte ein wenig mit den Händen. Und die Frau Nachbarin nickte beifällig.
Ich sah ihr so einen Augenblick zu. Ihr gutes gesundes Gesicht ging so lieb auf und nieder. Es war recht hell, nur um die Lippen und an den Schläfen waren kleine schattige Falten. Woher sie das haben mag?
Rainer Maria Rilke