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Sir Sean Connery hatte das, was man an keiner Schauspielschule lernen kann: Filmstar-Charisma. Mit jedem Hochziehen einer Augenbraue, mit jedem Schürzen seiner Lippen und jedem Blinzeln seiner Augen konnte er wortlos mehr ausdrücken als andere Schauspieler mit zwei Seiten Text.
Natürlich wird er vor allem als der erste und für viele Filmfans einzig wahre James Bond in Erinnerung bleiben. Doch den Großteil seiner Karriere hat der patriotische Schotte damit verbracht, eben diesem übergroßen Schatten des Agenten 007 zu entkommen. Mit vielen Rollen, die er vor allem in den 70er Jahren spielte, konnte er aber das Publikum nicht begeistern.
Erst als er in den 80er Jahren alt und graubärtig genug war, fand er endlich eine neue Nische: Er brillierte in Vater- und Großvaterrollen, als weiser Mentor. Unvergessen etwa die kurze, aber eindrucksvolle Szene in „The Untouchables“, in der er als Streifenpolizist Malone dem Mafiajäger Eliot Ness (Kevin Costner) in einer Kirche erklärt, wie man Al Capone erwischt.
Dass es nicht einmal Steven Spielberg gelang, Connery für einen zweiten Auftritt als Indiana Jones’ Vater aus dem Ruhestand zu locken, spricht Bände über die Sturheit des Altstars. Schade, dass wir nie erfahren werden, welche großartigen Altersrollen er noch hätte spielen können – viel zu früh ist er Anfang der 2000er in den Ruhestand gegangen. Da wären noch ein paar Oscars drin gewesen, Sir Sean. Aber um Ruhm und Ehre war es Ihnen ohnehin nie gegangen. Ruhen Sie in Frieden. Sie waren einzigartig.

Frank Stüdemann

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