Derselbe große Engel, welcher einst ihr der Gebärung Botschaft niederbrachte,
stand da, abwartend daß sie ihn beachte,
und sprach Jetzt wird es Zeit, daß du erscheinst.
Und sie erschrak wie damals und erwies sich wieder als die Magd, ihn tief bejahend.
Er aber strahlte und, unendlich nahend,
schwand er wie in ihr Angesicht – und hieß die weithin ausgegangenen Bekehrer
zusammenkommen in das Haus am Hang,
das Haus des Abendmahls. Sie kamen schwerer und traten bange ein: Da lag, entlang
die schmale Bettstatt, die in Untergang und Auserwählung rätselhaft Getauchte,
ganz unversehrt, wie eine Ungebrauchte, und achtete auf englischen Gesang.
Nun da sie alle hinter ihren Kerzen abwarten sah, riß sie vom Übermaß
der Stimmen sich und schenkte noch von Herzen
die beiden Kleider fort, die sie besaß,
und hob ihr Antlitz auf zu dem und dem…
(O Ursprung namenloser Tränen-Bäche).

Rainer Maria Rilke