Ja, wie wunderlich es doch zugeht im Leben, wäre nicht irgendwo ein Stück Hochmut darin, man möchte ja gerne draussen stehen, allem gegenüber, das heisst, allem Begebnis, um nur ja nichts zu verlieren -, in der eigentlichen Lebensmitte, wo alles zusammenkommt und keinen Namen hat, bliebe man dann ja doch befestigt, vielleicht erst recht, – aber schliesslich habens doch auch wieder die Namen uns angetan, die Titel, die Vorwände des Lebens, weil das Ganze zu unendlich ist und wir uns daran erholen, es eine Weile mit dem Namen einer Liebe zu nennen, so sehr es dann auch diese leidenschaftliche Einschränkung ist, die uns ins Unrecht setzt, die uns schuldig macht, die uns tötet.
Rainer Maria Rilke