Die Corona-Pandemie bringt für uns alle große Einschränkungen mit sich. Mir persönlich fehlt am meisten der direkte Kontakt mit Menschen – privat und als Bundeskanzlerin. Den Bürgerinnen und Bürgern zu begegnen, zuzuhören, das ist mir in meinem Amt sehr wichtig. Um das nun auch in diesen Zeiten möglich zu machen, gibt es jetzt eine neue Reihe von Bürgerdialogen im Netz unter dem Titel „Die Bundeskanzlerin im Gespräch“.
In diesen Videokonferenzen möchte ich erfahren, wie Menschen mit den Herausforderungen des Lebens in der Pandemie umgehen, was sie beschwert, welche Sorgen und Wünsche an die Politik sie haben. In der vergangenen Woche habe ich mit Auszubildenden sowie Ausbilderinnen und Ausbildern gesprochen. Am kommenden Donnerstag komme ich so mit Pflegebedürftigen, pflegenden Angehörige und Pflegekräften aus der stationären und ambulanten Versorgung zusammen.
Die Menschen, die gepflegt werden müssen, ihre Angehörigen und die Pflegekräfte sind eine Gruppe unserer Gesellschaft, der wir besondere Aufmerksamkeit schenken müssen. Wir alle haben den Älteren und ganz Alten viel zu verdanken – und auch denen, die sich um sie kümmern. Die Pandemie macht das Leben in Heimen und Einrichtungen einsamer und die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte noch belastender. Schutz vor der Gefahr des Virus ist notwendig, aber die Antwort soll auch nicht einfach Abschottung heißen. Viele Heime und Einrichtungen haben da in den letzten Monaten mit großem Einsatz Wege gefunden, dass Besuche doch möglich waren. Ich bin gespannt, was meine Gesprächspartner mir darüber berichten, wie sie das in diesen Wochen handhaben.
Pflegeheime und Krankenhäuser werden in großer Zahl die neuen Antigen-Schnelltests nutzen können. Das sieht die neue Testverordnung vor, die im Oktober in Kraft getreten ist. So sollen Patienten und Besucher, das Pflegepersonal sowie Ärztinnen und Ärzte besser geschützt werden.
Denn die Schnelltests bieten die Möglichkeit, mehr zu testen und schneller Infektionen zu erkennen. Und wenn wir in der Phase sind, dass wir gegen Corona impfen können, wird dieser Gruppe auch Priorität zukommen. Sobald zuverlässige Impfstoffe vorliegen, können sich diejenigen, die für die Versorgung von Kranken und Betreuungsbedürftigen zuständig sind, zügig impfen lassen. Das gilt auch für Risikogruppen, also auch für Pflegebedürftige. Darüber hinaus wollen wir den Pflegeberuf grundsätzlich attraktiver machen. Wir müssen erreichen, dass sich mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden. Dafür hat die Bundesregierung schon
einiges getan. Wir haben die Pflegeausbildung so reformiert, dass kein Schulgeld mehr gezahlt werden muss und die Auszubildenden eine Vergütung erhalten. Außerdem haben wir branchenweit verbindliche Mindestlöhne in der Altenpflege eingeführt und den Urlaubsanspruch verbessert.
Beschäftigte in der Alten- und Krankenpflege erhalten für ihre besondere Leistungen in den vergangenen Monaten eine so genannte Corona-Prämie als ein Zeichen der Wertschätzung ihrer Arbeit. Und wir arbeiten weiter daran, mehr Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen.
Der vor uns liegende Winter wird uns allen noch viel abverlangen. Das Virus wird noch eine ganze Weile unser Leben bestimmen. Das bedeutet auch, dass wir uns nicht unbeschwert direkt begegnen können. Die Möglichkeiten neuer Kommunikationsmittel können helfen, sind aber natürlich kein Ersatz für persönliche Begegnungen. Trotzdem freue ich mich auf die Gespräche im Rahmen des neuen Bürgerdialogs. Auch sie lassen uns wieder ein Stück näher zusammenrücken.

Angela Merkel