Daß bald das neue Jahr beginnt, spür ich nicht im geringsten. Ich merke nur: Die Zeit verrinnt genauso wie zu Pfingsten. Die Zeit verrinnt. Die Spinne spinnt in heimlichen Geweben. Wenn heute nacht ein Jahr beginnt, beginnt ein neues Leben. Joachim Ringelnatz… weiterlesen

Und du wartest, erwartest das Eine, das dein Leben unendlich vermehrt; das Mächtige, Ungemeine, das Erwachen der Steine, Tiefen, dir zugekehrt. Es dämmern im Bücherständer die Bände in Gold und Braun; und du denkst an durchfahrene Länder, an Bilder, an die Gewänder wiederverlorener Fraun. Und da weißt du auf einmal: das war es. Du erhebst dich, und vor dir steht eines vergangenen Jahres Angst und Gestalt und Gebet. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Lief durch den Frühling die duftenden Wiesen, sprang durch den Sommer, der singend mich rief; schritt durch die Herbstzeit, als Stürme rings bliesen; ging durch den Winter und atmete tief. Kindheit und Jugend sind längst vergangen. Herbstzeit führt zügig dem Alter entgegen. Was wir verschenken, entspricht dem Empfangen. Wachsen und Werden ist Gnade und Segen. (c) Josef Butscher… weiterlesen

Wenn ein Baum umgesägt worden ist und seine nackte Todeswunde der Sonne zeigt, dann kann man auf der lichten Scheibe seines Stumpfes und Grabmals seine ganze Geschichte lesen: In den Jahresringen und Verwachsungen steht aller Kampf, alles Leid, alle Krankheit, alles Glück und Gedeihen treu geschrieben, schmale Jahre und üppige Jahre, überstandene Angriffe, überdauerte Stürme. Und jeder Bauernjunge weiß, dass das härteste und edelste Holz die engsten Ringe hat, dass hoch auf Bergen und in… weiterlesen

Glaub nicht, dass ich Weihnachten ganz ohne Dich zugebracht habe; Deine Klage that mir Unrecht, und so hast Du sie schnell mit einer Tröstung eingeholt. Die Dinge, die Du mir versprichst, hab ich noch nicht; aber wunderbare Freude, sie zu erwarten. Auch en kleiner Gegenstand, den ich Dir bestimmt habe, muß sich verspäten, vielleicht noch um eine Woche, vielleicht um zwei-, es war etwas zu handwerkern an ihm, das braucht jetzt Weile. Geduldest Du Dich?… weiterlesen

Die Winterstürme durchdringen die Welt mit wütender Macht. Da sinkt auf schneeigen Schwingen die tannenduftende Nacht. Da schwebt beim Scheine der Kerzen ganz leis nur, kaum, dass du´s meinst, durch arme irrende Herzen der Glaube – ganz so wie einst. Da schimmern im Auge Tränen, du fliehst die Freude – und weinst, der Kindheit gedenkst du mit Sehnen, oh, wär es noch so wie einst! Du weinst! Die Glocken erklingen – es sinkt in festlicher… weiterlesen

Aus dunklen Fenstern stand ich lang Und schaute auf die weiße Stadt Und horchte auf den Glockenklang, Bis nun auch er versungen hat. Nun blickt die stille reine Nacht Traumhaft im kühlen Winterschein, Vom bleichen Silbermond bewacht, In meine Einsamkeit herein. Weihnacht! – Ein tiefes Heimweh schreit Aus meiner Brust und denkt mit Gram An jene ferne, stille Zeit, Da auch für mich die Weihnacht kam. Seither voll dunkler Leidenschaft Lief ich auf Erden kreuz… weiterlesen

Dies ist die Nacht, da mir erschienen, des großen Gottes Freundlichkeit! Das Kind, dem alle Engel dienen, bringt Licht in meine Dunkelheit, Und dieses Welt- und Himmelslicht weicht hunderttausend Sonnen nicht. Laß dich erleuchten, meine Seele, versäume nicht den Gnadenschein! Der Glanz in dieser kleinen Höhle, streckt sich in alle Welt hinein, Er treibet weg der Hölle Macht, der Sünden and des Kreuzes Nacht. In diesem Lichte kannst du sehen, das Licht der klaren Seligkelt.… weiterlesen

Da hörst du alle Herzen gehn und schlagen wie Uhren, welche Abendstunden sagen. Weihnachten ist der stillste Tag im Jahr. Da werden alle Kinderaugen groß, als ob die Dinge wüchsen, die sie schauen und mütterlicher werden alle Frauen und alle Kinderaugen werden groß. Da mußt du draußen gehn im weiten Land – willst du die Weihnacht sehn, die unversehrte, als ob dein Sinn der Städte nie begehrte, so mußt du draußen gehn im weiten Land.… weiterlesen

Als ich ein Knabe war, in Weihnachtszeiten, wie war ich selig da und unersättlich, Im Duft der Kerzen mit dem neuen Spielzeug zu spielen unterm Tannenbaum: dem Roß, Dem Bilderbuch, der Eisenbahn, der Violine! Und wenn auch jedes Spielzeug bald erlosch und Alltag wurde, jeder Weihnachtsbaum War wieder neu, war Fest und Wunder, umfing mich wider mit dem Zaubernetz. Heut weiß ich keine neuen Spiel mehr, erschöpft ist Glanz und Lust, der lange Weg Liegt… weiterlesen