Das Jahr geht um,Der Faden rollt sich sausend ab.Ein Stündchen noch, das letzte heut,Und stäubend rieselt in sein GrabWas einstens war lebend’ge Zeit.Ich harre stumm.‘S ist tiefe Nacht!Obwohl ein Auge offen noch?In diesen Mauern rüttelt deinVerrinnen, Zeit! Mir schaudert, dochEs will die letzte Stunde seinEinsam durchwacht.Gesehen all,Was ich begangen und gedacht,Was mir aus Haupt und Herzen stieg:Das steht nun eine ernste WachtAm Himmelstor. O halber Sieg,O schwerer Fall!Wie reisst der WindAm Fensterkreuze, ja es willAuf… weiterlesen

Du greises Jahr: du eilst, dem Ziele zuRascher und rascher, sehnst dich nach der RuhIn einem tiefen grenzenlosen Tod.Doch sieh: ich eile schneller, nach dem RotDes neuen Morgens gierig, dir voraus.O komm! Hinübergeh! Lösch aus, lösch aus!Gezeichnetes, Beladenes, beflecktMit großer Müdigkeit, mit Schmerz bedeckt –Vergeh – ich werde! Stirb – und ich vermagAufzuerstehn: o neuer, reinster Tag!Maria Luise Weissmann… weiterlesen

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.Wenn das Zufällige und Ungefähreverstummte und das nachbarliche Lachen,wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:Dann könnte ich in einem tausendfachenGedanken bis an deinen Rand dich denkenund dich besitzen (nur ein Lächeln lang),um dich an alles Leben zu verschenkenwie einen Dank. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Die Rauhnächte (auch Raunacht oder Rauchnacht) sind die geheimnisvollste Zeit des Jahres. Der Name „Rauhnächte“ kommt einerseits vom Räuchern, mehr aber noch von rau – den wilden haarigen Dämonen, die in diesen Nächten ihr Unwesen trieben. Die Rauhnächte oder zwölf Nächte (auch Zwölf- oder Glöckelnächte) sind Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung zugemessen wird. Meist handelt es sich um die zwölf Nächte zwischen dem Heiligen Abend, 24. Dezember und dem… weiterlesen

Nur unter den richtigen Wetterbedingungen entsteht Haareis. Es benötigt Glück, das Naturphänomen an kalten und schneelosen Tagen im Spätherbst oder Winter im Wald zu beobachten. Auf den ersten Blick schaut die Eisform aus wie Zuckerwatte die sich am Waldboden auf alten Ästen bildet. Doch nicht jeder Ast bildet die besondere Eisform aus. Einige spezielle Voraussetzungen sind notwendig, damit die Zuckerwatte im Wald entsteht. Die weißen, dichten, welligen Fäden finden sich an einzelnen, toten Ästen von… weiterlesen

Normalerweise vergehen 15 bis 20 Jahre, ehe Hersteller einen Impfstoff bis zur Marktzulassung bringen. Dieses Mal geht es schneller – auch, weil Expert:innen über neue Technologien verfügen und auf Erkenntnissen aus anderen Impfstoffprojekten gegen verwandte Viren aufbauen konnten. In einem Kraftakt ohnegleichen haben Forscher:innen weltweit zeitgleich daran gearbeitet, ihre Ergebnisse miteinander geteilt und direkt an die Prüfbehörden weitergegeben. So ein globales wissenschaftliches Zusammenwirken gab es vor dieser Pandemie noch nie. Mehrere Biotechnologieunternehmen haben so in… weiterlesen

Möge das heilige Christkind auch zu Dir, und vor allem zu Dir, tröstlich hell, mit seinem lautersten Segen kommen, liebe Mama, dich beschenkend: womit?: mit der innigen Gewissheit, dass, wie die Zeiten und Unzeiten sich auch gebärden, das geschützte, das heimliche Herz ein Schauplatz und eine Insel Gottes ist, eine Niederlassung der Himmel, in der Friede sein kann, Hoffnung und heilige Freude, wenn auch die ganze Welt unter Schicksal und Zerstörung steht! Gott ist das… weiterlesen

… kann man am Weihnachtsabend einen Brief lesen; aber vor allem: wie soll man vier Tage vorher einen schreiben, der an diesem Abend gelesen werden kann? Ich schreibe nicht an Ruth. Nicht ich bin es ja, der zu ihr reden soll, auch Du bist es nicht, obwohl Du neben ihr sein wirst und ihr feines weiches Haar an Deiner Wange fühlen wirst, wenn Ihr zusammen in den Baum hineinschauen werdet, der zu Euch reden soll,… weiterlesen

Ich bin der Tischler Josef, meine Frau, die heißet Marie.Wir finden kein’ Arbeit und Herberg’ im kalten Winter allhie.Habens der Herr Wirt vom goldnen Stern nicht ein Unterkunft für mein Weib?Einen halbeten Kreuzer zahlert ich gern, zu betten den schwangren Leib. –Ich hab kein Bett für Bettelleut; doch scherts euch nur in den Stall.Gevatter Ochs und Base Kuh werden empfangen euch wohl. –Wir danken dem Herrn Wirt für seine Gnad und für die warme Stub.Der… weiterlesen

Rom, am 23. Dezember 1903Mein lieber Herr Kappus, Sie sollen nicht ohne einen Gruß von mir sein, wenn es Weihnachten wird und wenn Sie, inmitten des Festes, Ihre Einsamkeit schwerer tragen als sonst. Aber wenn Sie dann merken, dass sie groß ist, so freuen Sie sich dessen; denn was (so fragen Sie sich) wäre eine Einsamkeit, welche nicht Größe hätte; es gibt nur eine Einsamkeit, und die ist groß und ist nicht leicht zu tragen,… weiterlesen