Wir gehen durch Alles das hin, wie der Faden durch eın Gewebe: Bilder bildend und wir wissen nicht welche. Auf einmal zwingt ein banges Ereignis mich auf mein vergangenes Jahr anders zurückzusehen und es zeigt sich, daß mein ganzer Sommer ein einziges Abschiednehmen war von ihr, von jener hellen innig-schönen Gestalt, die ich erst zu finden und zu begrüßen glaubte; und wie gedachte ich vor ihren Augen zu leben und meine Arbeit zu thun; und wie hatte sich das Bewußtsein ihres Daseins mit allem Hoffenden in mir verbunden zu einem guten und ruhigen Gefühl des beschützten Lebens … Und – nun ist alles zu Ende und Gegebensein und Genommenwerden ist wie ein Augenblick, und das lichte Bild ist wie vorbeigerissen an mir, und Monate wie eine Minute kurz und wie ein Traum: nicht noch einmal heraufzurufen. Nun, da sie uns allen verborgen worden ist.

Rainer Maria Rilke an Heydt