Wir kamen müde heim, das Wetter war zu sehr wider uns, nach frischer Kälte Rauheit und dann Schnee und gleich darauf Tauwetter und Ostwind und Glatteis; alles an einem Tage, und gerade an diesem, und das ungangbarste Wetter für unseren Weg von der Station. So kamen wir müde an. Vielleicht auch, weil es doch traurig macht, all diesen Verfall zu sehen und diese schlimme Restaurierung, die noch unerträglicher ist als der Verlust eines schönen Dinges, in ihrer Starrheit und Härte und Hässlichkeit. Mir kommt Chartres noch viel zerstörter vor als die Notre-Dame von Paris. Viel hoffnungsloser; noch viel mehr denen, die zerstören, preisgegeben. Nur der erste Eindruck, wie das sich aufhebt, wie in einem großen Mantel, und dann das erste Detail, ein verwitterter schlanker Engel, der vor sich her eine Sonnenuhr hält, aufgeschlagen den ganzen Stundengang des Tages, und darüber sieht man, unendlich schön noch in seinem Vergehen, das tiefe Lächeln seines freudig dienenden Gesichts, wie Himmel, der sich spiegelt.

Rainer Maria Rilke an Clara Rilke