Foto: (c) Barbara Hawlitzki

Fest gemauert in der Erden

Steht die Form, aus Lehm gebrannt.

Heute muß die Glocke werden.

Frisch, Gesellen! Seid zur Hand.

Keine Angst, das soll nicht der erste Kultur- oder Unterhaltungsbeitrag dieses Abends werden – sondern viel mehr möchte ich Euch Beiden ein paar Worte mit auf den gemeinsamen Weg geben und so gestattet mir ab und zu zwischen Friedrich Schiller und Mike Rupprecht hin und her zu springen. 

Ich halte diese Glocke nicht zufällig in meiner Hand. Glocken begleiten uns durch unser ganzes Leben – geben ihm eine gewisse Struktur…  

Liebe Lisa, lieber Daniel, liebe Gäste,

heute ist ein ganz besonderer Tag für unsere Familie und mich! Ich bin nämlich ganz besonders “glöcklich”.

Denn Heute erhalte ich ein wertvolles Geschenk von meinem Sohn: eine Schwiegertochter! Ich – Wir freuen uns sehr darüber, dass sich unsere Familie nun um ein neues Mitglied erweitert hat.

 Ich denke, dass es – gerade in der heutigen Zeit – sehr viel Mut erfordert, die Entscheidung zu treffen überhaupt zu heiraten, sich festzulegen und mit einem einzigen Menschen das weitere Leben zu verbringen. Aber genauso mutig bist Du ja auch, denn Du hast nicht nur zu Deinem Mann – unserem Sohn – “JA” gesagt. Mit Deinem “JA” hast Du genauso auch zu unserer Familie “JA” gesagt. 

Es heißt zwar: “Familie kann man sich NICHT aussuchen” – aber DU hast das getan! 

Von der Stirne heiß

Rinnen muß der Schweiß,

Soll das Werk den Meister loben!

Doch der Segen kommt von oben.

Ich (keiner) kann Euch Beiden versprechen, dass es in Eurer Familie in Zukunft immer nur Sonnenschein und Harmonie geben wird. Es wird sicher auch oft Punkte geben, über die ihr nicht der gleichen Meinung seid, über die ihr euch nicht einig seid (das war ja bisher auch so – oder?). Aber das ist ja auch nicht schlimm. Das ist das Leben! Wichtig ist jedoch, dass immer die Bereitschaft bestehen bleibt, miteinander zu reden und offene Fragen zu klären. Vielleicht auch “einfach mal” die Meinung des Anderen so zu akzeptieren. Es wird auch dunkle Tage geben, in denen ihr um euer Glück kämpfen müsst, es wird schwierige Zeiten geben, in denen eure Liebe auf die Probe gestellt wird. Aber gerade diese Zeiten werden es sein, die eure Liebe noch stärker machen. 

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,

Wo Starkes sich und Mildes paarten,

Da gibt es einen guten Klang

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,

Ob sich das Herz zum Herzen findet 

Eure Herzen haben sich bereits vor vielen Jahren gefunden – NEUN – Die anfängliche erste Zuneigung, die wachsende Liebe, die kurze gemeinsame Zeit, die alsbaldigen zwei (harten) Bewährungsproben – das lange Verlobtsein und nun … die Ehe – all das sind Stationen eures Lebens. Und es werden noch ganz viele Stationen kommen – eure Ehe ist eine Entdeckungsreise, die ihr ZUSAMMEN unternehmt. Sie eröffnet neue Wege in Eurem Leben. Wege, die ihr vielleicht (oder ganz sicher) noch gar nicht kennt, die ihr aber gemeinsam beschreiten werdet.

Da strömet herbei die unendliche Gabe,

es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,

die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.

Die Familie! Ihr seid nun (momentan noch zu dritt …) – eine kleine Familie. Familie ist nicht nur ein Wort! Familie das ist das, was Euch zusammenhält! Familie bedeutet MITEINANDER und FÜREINANDER Dasein! Familie bedeutet – NICHT allein gelassen werden, wenn Probleme auftauchen. Wann immer WIR Euch mit Rat und Tat zur Seite stehen können – werden wir das – wie in der Vergangenheit auch – tun. 

Aber natürlich werden wir Euch auch Eure eigenen Fehler machen lassen….

Zurück zur Glocke:

Es gab einmal eine Zeit, da bestimmte der Klang der Glocken den Tagesablauf aller Menschen (zumindest im Abendland). Das Früh, Mittags  und Abendläuten weckte die Menschen, rief zum Mahl und bestimmte die Nachtruhe. Glocken läuteten zur Taufe eines neuen Erdenbürgers oder zur Hochzeit, so wie heute. Glockenklang gliederte somit den Lebensrhythmus und gab eine zeitliche Orientierung.

In der heutigen lauten Zeit, in diesem veränderten, akustischen Umfeld haben es die Glocken zunehmend schwerer, trotz der Fülle und Feierlichkeit ihrer Klänge, ins Bewußtsein der Menschen vorzustoßen. Aber das kann auch anders sein. Bei uns in der Familie gibt es zum Beispiel die alte Tradition, dass kein Weihnachtsgeschenk ausgepackt wird, bevor nicht das Glöckchen geläutet hat. Nehmt also dieses Glöckchen auch gerne dafür.

Und das letzte Wort zur Glocke:

In vielen Ländern gibt es den Brauch, das Brautpaar am Hochzeitstag immer wieder zu einem Kuss anzuspornen – meistens durch ein Klingeln, indem man z.B. mit der Gabel gegen das Glas klopft oder eben ein Glöckchen läutet. Ein sehr süßer Brauch – aber das kann natürlich auf Dauer etwas anstrengend sein, wenn es im fünf Minuten Takt läutet und das Brautpaar alles und jeden stehen lassen muss, um sich zu küssen – aber zumindest jetzt – bitte – das eine mal ….

(bimmel, bimmel)

In diesem Sinne – von ganzen Herzen alles Gute und viel Glück Euch Beiden! 

… und – Lisa… – herzlich WILLKOMMEN in der Rupprecht Familie!