Ich strecke meine Arme dir entgegen,
Du müdes, schwergequältes Menschenherz;
Ich will an meinem Herzen treu dich hegen,
Mit linder Hand dir nehmen Sorg’ und Schmerz!
Birg nur dein Haupt in meines Mantels Falten,
Daß meine Kraft durch deine Seele dring’,
Nicht bange Zweifel mehr dein Inn’res spalten
Und nicht der Sünde Macht dich niederzwing’!

Ich strecke meine Arme dir entgegen –
Die Welt ist kalt, erstarrt ist Wald und Flur.
Sie giebt dir nicht der reinen Liebe Segen,
Du fühlst an deines Heilands Brust ihn nur.
Wie deine Mutter will ich treu dich leiten,
Dich sicher führen durch den Haß der Welt,
Es soll dein Fuß trotz Stein und Dorn nicht gleiten,
Wenn du nur willst, daß meine Hand dich hält!

Ich strecke meine Arme dir entgegen! –
O schau auf meiner Hände blutig Mal!
Ich möchte segnend sie auf’s Haupt dir legen,
Daß dir zum Heil wird meine Kreuzesqual!
Mein Haupt trug auch um dich die Dornenkrone,
Um dich entrang sich mir der Schmerzensschrei,
So gieb dafür dein Herz mir hin zum Lohne,
Damit mein Tod auch dir ein Segen sein!

Margarete Stege