Ich möchte jemanden einsingen,bei jemandem sitzen und sein.Ich möchte dich wiegen und kleinsingenund begleiten schlafaus und schlafein.Ich möchte der Einzige sein im Haus,der wüsste: die Nacht war kalt.Und möchte horchen herein und hinausin dich, in die Welt, in den Wald.Die Uhren rufen sich schlagend an,und man sieht der Zeit auf den Grund.Und unten geht noch ein fremder Mannund stört einen fremden Hund.Dahinter wird Stille. Ich habe großdie Augen auf dich gelegt;und sie halten dich sanft… weiterlesen

Vor 3 Monaten Wo gingst du hin? Ich weiß es leider nicht.Du gingst und bist wahrscheinlich doch geblieben.Obzwar die Trauer gern vom Scheiden spricht,der Himmel hat’s wohl anders vorgeschrieben.Du hörst vielleicht mein Wort, hörst meine Fragen,doch ahne ich, du weißt es selbst schon kaum,und fühlst du es, so kannst du es nicht sagen;im Grabe spricht kein Schläfer mehr im Traum. Wo gingst du hin? O wüßte ich es doch!Ich muß ja auch denselben Weg einst… weiterlesen

Man muss den Dingendie eigene, stilleungestörte Entwicklung lassen,die tief von innen kommtund durch nichts gedrängtoder beschleunigt werden kann,alles ist austragen – unddann gebären… Reifen wie der Baum,der seine Säfte nicht drängtund getrost in den Stürmen des Frühlings steht,ohne Angst,dass dahinter kein Sommerkommen könnte. Er kommt doch!Aber er kommt nur zu den Geduldigen,die da sind, als ob die Ewigkeitvor ihnen läge,so sorglos, still und weit… Man muss Geduld habenMit dem Ungelösten im Herzen,und versuchen, die Fragen… weiterlesen

Der scheue Blick an allen EndenStößt sich an grauen Wänden,Und “Sonne” ist nur noch ein leeres Wort.Die Bäume stehn und frieren naß und nackt,Die Frauen gehn in Mäntel eingepackt,Und Regen rauscht unendlich fort und fort.Einst als ich noch ein Knabe war,Da stand der Himmel immer blau und klarUnd alle Wolken waren goldgerändert;Nun seit ich älter bin,Ist aller Glanz dahin,Der Regen rauscht, die Welt hat sich verändert. Hermann Hesse… weiterlesen

Wie hab ich das gefühlt was Abschied heißt.Wie weiß ichs noch: ein dunkles unverwundnesgrausames Etwas, das ein Schönverbundnesnoch einmal zeigt und hinhält und zerreißt. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Und wieder hier draussen ein neues Jahr,Was werden die Tage bringen?Wirds werden, wie es immer war,halb scheitern, halb gelingen? Wirds fördern das, worauf ich gebaut,oder vollends es verderben?Gleichviel, was es im Kessel braut,Nur wünsch’ ich nicht zu sterben. Ich möchte noch wieder im Vaterlanddie Gläser klingen lassenund wieder noch des Freundes Handim Einverständnis fassen. Ich möchte noch wirken und schaffen und tunund atmen eine Weile,denn um im Grabe auszuruhn,hat’s nimmer Not und Eile. Ich möchte… weiterlesen

Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das unsgegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, vollnie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung;und wollen sehen, daß wirs nehmen lernen, ohne allzuvielfallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die,die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.. . . Guten Neujahrsmorgen . . . Rainer Maria Rilke… weiterlesen