Die Bezeichnung „Spinnmädchenkreuz- oder -stein“ bezieht sich fast immer auf eine sagenhafte Überlieferung, fast nie auf eine Einzeichnung im Denkmal. Man erklärte damit ein Steinkreuz, das an der Stelle aufgestellt worden sei, wo ein Mädchen oder eine junge Frau auf dem Weg von der oder zur Spinnstube (auch Rockenstube, Kunkelhaus etc.) umgekommen sein soll. Diese Sagen wurden erzählt, um Frauen vom Gang zur Spinnstube abzuhalten, da es dort meist ungezwungen zuging und die Spinnstube als der „Heiratsmarkt“ der Mägde- und Knechteschaft galt. Besonders gruselige Geschichten von Hexen, weisen Frauen, Werwölfen, zurückgekehrten Toten und dem Teufel wurden gerne am Ende der Spinnstube erzählt. Die Mädchen sollten auf diese Weise davon abgehalten werden, den Heimweg allein anzutreten, und sie sollten den starken Arm ihres Begleiters benötigen. Sowohl die Männer als auch die Frauen unterzogen sich bei Spinnstubenabenden Mutproben. Bevorzugte Mutproben waren mitternächtliche Gänge auf den Friedhof oder andere wenig geheure Orte, wo es galt, etwa aus dem Beinhaus einen Knochen, einen Schädel oder ein Kreuz von einem frischen Grab zu holen. Es versteht sich von selbst, daß diesen Prüfungen – um den Nervenkitzel zu erhöhen – das Erzählen von Schauer- und Spukgeschichten vorausging…
Das Kreuz steht in der Gemarkung Kirchbrombach, in einem Sockel steckend, am Daubenberg. Dieses Kreuz hat sehr stark abgefaste Balkenkanten und im Schnittpunkt der Balken erhaben die Scheibe, hier aber wie ein Sieb ausgearbeitet. Auch von diesem Kreuz wird erzählt, es sei einmal ein Spinnmädchen auf dem Heimweg von der Spinnstube getötet worden. Der Kopfbalken des Kreuzes ist verstümmelt, so daß die volle Höhe nicht mehr nachgemessen werden kann.