Im Wald der Boden von kalten BlätternIst voll Geschichten von alten Jahren.Sie liegen im Waldbuch wie bronzene LetternUnd reden wie Menschen mit greisen Haaren.Sind Hände, die mitten im Sommer frieren,Sind Tote auf blumenbekränzten Bahren,Sind Worte, die sich im Winde verlieren;Sind. Schmetterlinge, gestorben in Scharen,Verliebte Gedanken, die gingen und waren. Max Dauthendey… weiterlesen

Es war ein trüber AbendZwischen Herbst und Winter,Regen strömte und strömteVermischt mit zerfließenden FlockenZeitigen Schnees,Und eisiger Windhauch klatschteDas rotbraune Laub des wilden WeinsAns Gittertor –Da standst du vor meinem Hause,Nachdem du mir lange nachgeschlichen,Scheu und doch hoffend,Stumm und doch bittend.Ich nickte dir zu,Ich blickte dich an,Und sah einen schlanken, biegsamenSchwarzen Jäger,Stammend aus schottischem Hochgebirge,Durchnäßt und erschöpft,Niederkauern vor mir.Vordringliche Rippen zeugtenVon schwerer EntbehrungUnd ich erwog:Wie lange du schon so heimatlosUmhergeirrt in den fremden Straßen,Und sagte: Komm!Und… weiterlesen

Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten, dem Wege, den ich kaum begann, voran.So fasst uns das, was wir nicht fassen konnten, voller Erscheinung,aus der Ferne an — und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen, in jenes, das wir,kaum es ahnend, sind; ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen…Wir aber spüren nur den Gegenwind. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

Um Wahrheit ich ficht,Niemand mich abbricht.Es brech oder gang:Gotts Geist mich bezwang. Ulrich von HuttenRenaissance-Humanist, Dichter, Publizist, erster Reichsritter und Förderer der Reformation… weiterlesen

Der Traum zerplatzt in Hessen wie eine Seifenblase. Warum Hessen nichts zu feiern hat Während die Nachbarbundesländer blaumachen, kann Hessen auf keinen weiteren Feiertag hoffen – dafür ist das Land weder katholisch noch evangelisch genug. Am Reformationstag, 31. Oktober, dürfen die Niedersachsen und Thüringer ausschlafen. Am 1. November und Allerheiligen, machen die Nachbarn aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern blau. In Hessen bleibt die Freude über einen freien Tag derweil aus.Hier gilt es, gönnen zu… weiterlesen

Ich rufe! Echolos sind alle meine Stimmen.Das ist ein alter, lauteleerer Wald.Ich atme ja, doch gar nichts regt sich oder hallt.Ich lebe, denn ich kann noch lauschen und ergrimmen.Ist das kein Wald? Ist das ein Traumerglimmen?Ist das der Herbst, der schweigsam weiter wallt?Das war ein Wald! Ein Wald voll alter Urgewalt.Dann kam ein Brand, den sah ich immer näher klimmen.Erinnern kann ich mich, erinnern, bloß erinnern.Mein Wald war tot. Ich lispelte zu fremden Linden,Und eine… weiterlesen

In einem angenehmen Herbst,bey ganz entwölktem heiterm Wetter,Indem ich im verdünnten Schatten,bald Blätter-loser Bäume, geh’,Und des so schön gefärbten Laubesan noch vorhandnen Rest beseh’;Befällt mich schnell ein sanfter Regen,von selbst herabgesunkner Blätter.Ein reges Schweben füllt die Luft.Es zirkelt, schwärmt’ und drehte sichIhr bunt, sanft abwärts sinkend Heer;doch selten im geraden Strich.Es schien die Luft, sich zu bemühn,den Schmuck, der sie bisher gezieret,So lang es möglich, zu behalten,und hindert’ ihren schnellen Fall.Hiedurch ward ihre leichte Last,im… weiterlesen

So bin ich denn hin in die Welt gegangen,In den Herbst, wo die Winde sich Blätter fangen,Und langen Nächten entgegen.Doch immer sah ich auf allen WegenEin Weib mit Blicken, mit bangen,Die blieben wie Schatten am Herzen mir hangen,Und fielen zur Erde wie weinender Regen. Max Dauthendey… weiterlesen

Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben. Ich ahne die Winde, die kommen, und muss sie leben, während die Dinge unten sich noch nicht rühren: die Türen schliessen noch sanft, und in den Kaminen ist Stille; die Fenster zittern noch nicht, und der Staub ist noch schwer. Da weiss ich die Stürme schon und bin erregt wie das Meer. Und breite mich aus und falle in mich hinein und werfe mich ab und bin… weiterlesen

Lerne hoffen, ohne zu hoffen!Leider ein allzu schweres Stück;Wer’s könnte, der hätte das Ziel getroffen:Glücklich zu sein auch ohne Glück.Dennoch ist’s wahr und guter Rat,Wird er auch niemals ganz zur Tat.Leben ist Schuld,Da will’s Geduld;Im Genuss entsagen,Leidend nicht klagen,Verzichtend wagen,Dem Schein nicht trauen,Doch freudig schauen,Schaffen und bauen!Versuch es, und kann es nicht ganz gelingen:Soviel du vermagst, es doch zu zwingen,Soviel ragst du aus Zeit und ScheinEmpor, in die Ewigkeit hinein. Friedrich Theodor von Vischer… weiterlesen