december

Dies ist Weihnachten, einmal im Jahr diese Erwartung in sich fühlen, dieses feste, durch nichts enttäuschbare Anrecht, – fühlen, daß unsere größten Wünsche, wenn wir sie nur recht ins Herz fassen, nicht unerfüllt bleiben können, daß wir gar keinen Moment den Wunsch, sondern eigentlich schon immer die kleine Erfüllung in uns tragen. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

december

Ein Engel zog durch Flur und Haus und streute Gaben der Liebe aus. Dort ließ er einen Rosenkranz, Cypressen dort, hier Goldesglanz. Und als die Menschen die Gaben sah’n, sie haben sie lachend und weinend empfahn. Denn wo er Gold und Ruhm gestreut, da nannten sie jubelnd ihn Glück und Freud’. Und wo er dunkle Cypressen bot, da nannten weinend die Menschen ihn Tod. Doch hätten den Blick sie empor gewandt, sie hätten den Boten… weiterlesen

december

Vier Tieren auch verheißen war, ins Paradies zu kommen, Dort leben sie das ew’ge Jahr mit Heiligen und Frommen. Den Vortritt hier ein Esel hat, er kommt mit muntern Schritten: Denn Jesus zur Prophetenstadt auf ihm ist eingeritten. Halb schüchtern kommt ein Wolf sodann, dem Mahomet befohlen: »Laß dieses Schaf dem armen Mann, dem Reichen magst du’s holen!« Nun, immer wedelnd, munter, brav, mit seinem Herrn, dem braven, Das Hündlein, das den Siebenschlaf so treulich… weiterlesen

herbst

Der Himmel ist so blaß geworden, Die weißen Wolken künden Schnee, Das Bächlein singt ein Lied vom Sterben Und schleicht sich müde durch den Klee. Am Zaune flattern welke Ranken, Wie lange noch, dann ist’s so still, Daß sich in diesem großen Schweigen Kaum noch die Sehnsucht regen will. Anna Ritter… weiterlesen

december

Es amüsiert mich immer, wenn Menschen all ihr Unglück dem Schicksal, dem Zufall oder dem Verhängnis zuschreiben, während sie ihre Erfolge oder ihr Glück mit ihrer eigenen Klugheit, ihrem Scharfsinn oder ihrer Einsicht begründen. Samuel Taylor Coleridge… weiterlesen

december

Béla Bartók Rumänische Volkstänze SZ 68 Franz Schubert Sinfonie h-Moll D 759 „Unvollendete“ Johannes Brahms Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83 Wie klänge Schuberts „Unvollendete“, wenn sie vollendet wäre? Noch schöner? Und ist nicht auch in der Kunst ein Torso ein großes Kunstwerk? Und was kann man von einem Sinfoniekonzert erwarten? Das Solokonzert vor und die Sinfonie nach der Pause? Wenn ein Klavierkonzert so geschrieben ist, wie das Zweite von Brahms, dann stellt das die… weiterlesen

december

Die Tage sind so dunkel, die Nächte lang und kalt. Doch übet Sterngefunkel noch über uns Gewalt. Wir wollen nach dir blicken, Du Licht das ewig brennt und ernstlich uns beschlichen zum seligen Advent. Max von Schenkendorf… weiterlesen

december

Schön ist im Frühling die blühende Linde, bienendurchsummt und rauschend im Winde, hold von lieblichen Düften umweht; schön ist im Sommer die ragende Eiche, die riesenhafte, titanengleiche, die da in Wettern und Stürmen besteht; schön ist im Herbste des Apfelbaums Krone, die sich dem fleißigen Pfleger zum Lohne beugt von goldener Früchte Pracht; aber noch schöner weiß ich ein Bäumchen, das gar so lieblich ins ärmlichste Räumchen strahlt in der eisigen Winternacht. Keiner kann mir… weiterlesen

december

Nur in der Freude geht noch die Schöpfung vor sich. Das Glück dagegen ist nur eine versprechliche und deutsame Konstellation schon vorhandener Dinge. Die Freude aber ist eine wunderbare Vermehrung des schon Bestehenden – ein purer Zuwachs aus dem Nichts heraus. Rainer Maria Rilke… weiterlesen

december

Immer wieder kehrst du Melancholie, O Sanftmut der einsamen Seele. Zu Ende glüht ein goldener Tag. Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn. Siehe! es dämmert schon. Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches Und es leidet ein anderes mit. Schaudernd unter herbstlichen Sternen Neigt sich jährlich tiefer das Haupt. Georg Trakl… weiterlesen