14april015

Ich liebe dich bei Nebel und bei Nacht, wenn deine Linien ineinander schwimmen, –
zumal bei Nacht, wenn deine Fenster glimmen und Menschheit dein Gestein lebendig macht.
Was wüst am Tag, wird rätselvoll im Dunkel;
wie Seelenburgen stehn sie mystisch da, die Häuserreihn, mit ihrem Lichtgefunkel;
und Einheit ahnt, wer sonst nur Vielheit sah.
Der letzte Glanz erlischt in blinden Scheiben;
in seine Schachteln liegt ein Spiel geräumt;
gebändigt ruht ein ungestümes Treiben, und heilig wird, was so voll Schicksal träumt.

Christian Morgenstern