13december008

Auch dieses Fest lass los, mein Herz. Wo sind Beweise, dass es dir gehört? Wie Wind
aufsteht und etwas biegt und etwas drängt, so fängt in dir ein Fühlen an und geht
wohin? drängt was? biegt was? Und drüber übersteht,
unfühlbar, Welt. Was willst du feiern, wenn die Festlichkeit der Engel dir entweicht?
Was willst du fühlen? Ach, dein Fühlen reicht vom Weinenden zum Nicht-mehr-Weinenden.
Doch drüber sind, unfühlbar, Himmel leicht von zahllos Engeln. Dir unfühlbar.
Du kennst nur den Nicht-Schmerz.
Die Sekunde Ruh zwischen zwei Schmerzen. Kennst den kleinen Schlaf im Lager der ermüdeten Geschicke.
Oh wie dich, Herz, vom ersten Augenblicke das Übermaß des Daseins übertraf.
Rainer Maria Rilke