A Ukrainian servicewoman Nataliia looks out of a trench at a position near a frontline, as Russia’s attack on Ukraine continues, in Donetsk Region, Ukraine May 29, 2022. REUTERS/Serhii Nuzhnenko

Der russische Beschuss von Siewierodonezk hat nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die gesamte kritische Infrastruktur der Stadt zerstört. Dies gelte auch für mehr als zwei Drittel der Wohngebäude, sagt er in einer Fernsehansprache. Die Einnahme von Siewierodonezk sei gegenwärtig das Hauptziel der russischen Truppen. Im Donbass gehen die Kämpfe nach ukrainischen Angaben mit unverminderter Härte weiter, vor allem im Raum Sjewjerodonezk. Der Feind „versucht, am nordöstlichen Stadtrand von Sjewjerodonezk Fuß zu fassen und führt Angriffsoperationen in Richtung Stadtzentrum durch“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntagabend mit. Die Bodenoffensive werde dabei von Artillerie und Luftwaffe unterstützt. Die einstige Großstadt Sjewjerodonezk ist seit Monaten das Ziel russischer Angriffsbemühungen. Sie ist der letzte Punkt, den das ukrainische Militär in der Region Luhansk noch unter Kontrolle hält. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die umkämpfte Region Charkiw im Osten des Landes besucht. Am Sonntag im offiziellen Telegram-Kanal des Präsidenten verbreitete Videoaufnahmen zeigten Selenskyj dabei, wie er Soldaten auszeichnete, die zerstörte Infrastruktur in Charkiw inspizierte, aber auch von der russischen Armee zurückgelassene ausgebrannte Militärfahrzeuge besichtigte. Seit der Invasion Russlands am 24. Februar hat Selenskyj damit erstmals die Region um die Hauptstadt Kiew verlassen.
Selenskyj dankte den Soldaten für ihren Einsatz. „Ich bin grenzenlos stolz auf unsere Verteidiger. Jeden Tag kämpfen sie unter Einsatz ihres Lebens für die Freiheit der Ukraine“, so der Präsident. Im ostukrainischen Donbass wird die Lage für die Bewohner der umkämpften Stadt Sewerodonezk nach Angaben der Behörden immer aussichtsloser. „Russland fährt alle Mittel auf, um Sewerodonezk zu erobern oder die Kommunikation in der Region und in der Ukraine zu verhindern“, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, am Samstagabend im Messengerdienst Telegram. „Die kommende Woche wird sehr schwer“, fügte er hinzu. Die russischen Truppen seien jedoch nicht in der Lage, in naher Zukunft all ihre Pläne umzusetzen. Auch der Bürgermeister von Sewerodonezk, Olexander Stryuk, verwies auf Telegram auf die „vielen Mittel“, die die russische Armee einsetze, um die Stadt einzunehmen. „Aber sie können das noch nicht“, zeigte er sich überzeugt. „Wir glauben, dass die Stadt standhält.“ Er zeigte sich besorgt über die sanitäre Lage in der Stadt, die vor dem Krieg 100.000 Einwohner hatte. „Ständige Bombenangriffe“ würden die Versorgung vor allem mit Trinkwasser erschweren. In der Stadt gebe es seit mehr als zwei Wochen keinen Strom, erklärte Stryuk am Samstagabend. Das „humanitäre Hilfszentrum“ der Stadt habe seine Arbeit eingestellt, fügte er hinzu.

Militärexperte Masala: „Es läuft“ für Putin
Der russische Präsident Wladimir Putin sieht nach Einschätzung des Politologen und Militärexperten Carlo Masala derzeit keinen Grund zu Verhandlungen mit der Ukraine. Putin werde erst dann ernsthaft zu verhandeln beginnen, wenn er befürchten müsse, durch eine Fortführung des Krieges mehr zu verlieren als zu gewinnen, sagte Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München, der Deutschen Presse-Agentur. Genau das aber sei derzeit nicht der Fall. „Es läuft für ihn. Von daher gibt es überhaupt keinen Anreiz, sich in diese Verhandlungen hineinzubegeben.“
Die jüngsten militärischen Erfolge der russischen Streitkräfte im Donbass in der Ostukraine lassen sich nach Masalas Einschätzung auf zwei Ursachen zurückführen: Erstens fehle es den Ukrainern an schweren Waffen. Zweitens hätten die Russen ihre Strategie erfolgreich geändert. „Im Gegensatz zum bisherigen Kriegsverlauf gehen sie nicht mehr an breiten Abschnitten der Front vor, sondern ziehen ihre Truppen zusammen, um an kleinen Stücken der Front voranzukommen. Dadurch haben sie derzeit eine personelle Überlegenheit.“

Beratungen über Kompromissvorschlag zu Ölembargo vor EU-Sondergipfel
Im Ringen um ein sechstes Sanktionspaket gegen Russland wollen die Botschafter der 27 EU-Mitgliedsstaaten am Sonntag über einen Kompromissvorschlag zum geplanten Ölembargo beraten.
Mit dem von Frankreich und dem Europäischen Rat vorgelegten Kompromissvorschlag soll eine Einigung erzielt werden, bevor die EU-Staats- und Regierungschefs am Montag zu ihrem Sondergipfel zusammenkommen.

Serbien gibt Erdgas-Deal mit Russland bekannt
Während der Krieg in der Ukraine tobt, hat Serbiens Präsident Aleksandar Vucic einen „extrem günstigen“ Erdgas-Deal mit Russland bekanntgegeben. Diesen habe er seinem Land am Sonntag bei einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesichert, erklärte Vucic. Serbien ist fast vollständig von russischem Gas abhängig. Die wichtigsten Energieunternehmen im Land sind mehrheitlich in russischem Besitz.
„Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir uns auf die wichtigsten Elemente geeinigt haben, die für Serbien sehr günstig sind“, sagte Vucic zu Journalisten. Man habe sich auf einen Dreijahresvertrag geeinigt. „Die Vereinbarung, die Präsident Vucic mit Präsident Putin erzielt hat, ist ein Beweis dafür, wie sehr die Entscheidung Serbiens, sich nicht an der antirussischen Hysterie zu beteiligen, respektiert wird“, sagte der prorussische Innenminister Aleksandar Vulin. Man akzeptiere keine Befehle aus dem Westen.
Russland beliefert Serbien weiterhin mit Erdgas. Darauf hätten sich der russische Präsident Wladimir Putin und sein serbischer Amtskollege Alexandar Vucic in einem Telefonat verständigt, teilt das Präsidialamt in Moskau mit. Die beiden Länder wollten ihre Partnerschaft vertiefen. Vucic erklärt, Thema sei auch die Erweiterung von Gaslagern gewesen. Er und Putin hätten sich auf einen Liefervertrag über drei Jahre geeinigt. Über den Preis könne er nicht sprechen, Einzelheiten würden mit Gazprom geklärt. Der zehnjährige Liefervertrag mit dem russischen Energiekonzern läuft am 31. Mai aus. Nach russischen Angaben diskutierten Putin und Vucic auch die Lage in der Ukraine und im Kosovo. Dieses hat 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, was die dortige Regierung nicht anerkennt.
Serbien unterhält traditionell enge Beziehungen zu Russland und will EU-Mitglied werden. Dafür ist aber eine Normalisierung des Verhältnisses zum Kosovo nötig.

Größter deutscher Gasspeicher soll schneller befüllt werden
Angesichts einer drohenden Gaskrise im Konflikt mit Russland soll der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden schneller befüllt werden. Wenn man dort ab Anfang Juni „mit großer Energie und großem Schwung“ einspeichere, könne man die Füllvorgaben des Gasspeichergesetzes einhalten, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dem Deutschlandfunk in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Bisher verlaufe die Befüllung zu langsam. Der Speicher, der auf halbem Weg zwischen Osnabrück und Bremen liegt, war bisher in der Hand des russischen Staatskonzerns Gazprom. Dessen Deutschlandtochter ist inzwischen unter Kontrolle der Netzagentur. Müller sagte, bei der näheren Beschäftigung mit der Treuhänderschaft habe man gemerkt, dass das Eigentum der Speicher und die Rechte am Einspeichern nicht zwingend das Gleiche seien. „Das mussten wir erst klären. Das konnten wir aber inzwischen klären.“

Litauer spenden fünf Millionen Euro für Drohnen-Kauf für Ukraine
Die Bürger der Baltenrepublik Litauen haben mehr als fünf Millionen Euro für den Kauf einer Kampfdrohne für die ukrainischen Streitkräfte gespendet. Das Geld kam bei einer öffentlichen Spendenaktion zusammen, die nur dreieinhalb Tage dauerte und am Samstagabend endete. Litauen hat 2,8 Millionen Einwohner. „Vermutlich das erste Mal in der Geschichte, können die Staatsbürger eines Staates eine solche schwere Waffe kaufen und einem anderen Staat spenden“, sagte Andrias Tapinus vom Internet-Fernsehsender Laisves TV, der die Spendenaktion ins Leben gerufen hatte. Nach Angaben der Initiatoren soll das Geld nun dem litauischen Verteidigungsministerium übergeben werden, welches die Drohne und die dazugehörende Munition kaufen solle.

Erdogan will Unterstützer von Terrorismus nicht in Nato lassen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat laut Medien bekräftigt, Staaten, die Terrorismus unterstützten, nicht in die Nato zu lassen. So lange er Präsident der Türkei sei, werde die Türkei definitiv nicht ja dazu sagen, zitiert der staatliche Sender TRT Haber Erdogan. Schweden und Finnland seien weder ehrlich noch aufrichtig, habe Erdogan bei seiner Rückkehr von einem Besuch in Aserbaidschan am Samstag gesagt. Finnland und Schweden haben offiziell den Beitritt zur Nato beantragt. Erdogan lehnt die Aufnahme ab. Er wirft den Ländern vor, Menschen mit Verbindungen zu terroristischen Gruppen zu beherbergen. Gespräche zwischen den drei Ländern sind Erdogan zufolge nicht auf dem zu erwartenden Niveau.

Russischer Botschafter rechnet nicht mit Einsatz von Atomwaffen
Der russische Botschafter in London, Andrei Kelin, rechnet nicht damit, dass sein Land in der Ukraine Atomwaffen einsetzen wird. Nach den Regeln des russischen Militärs sei dies nur vorgesehen, wenn Russland in seiner Existenz bedroht sei, sagte Kelin in einem am Sonntag ausgestrahlten BBC-Interview. „Das hat nichts mit der aktuellen Operation zu tun.“ Auch die Frage, ob er glaube, dass Präsident Wladimir Putin im Fall einer Ausweitung des Krieges bereit sei, einen nuklearen Angriff auf Großbritannien zu verüben, verneinte der Botschafter. Dieses und ähnliche Szenarien waren vor einigen Wochen im russischen Staatsfernsehen öffentlich diskutiert worden.
Konfrontiert mit Belegen für russische Kriegsverbrechen in der Ukraine wies der russische Botschafter wiederholt Moskaus Verantwortung dafür zurück. „Nichts passiert, keine Leichen auf der Straße“, sagte Kelin zu Berichten über die Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha, wo nach dem Abzug der Russen im April Hunderte Leichen gefunden wurden. „Unserer Ansicht nach ist das eine Erfindung. Es wird benutzt, um die Verhandlungen zu stören“, sagte Kelin.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html