
Russische Truppen haben nach Angaben des ukrainischen regionalen Gouverneurs Pawlo Kyrylenko drei Ortschaften im Bezirk Donezk eingenommen. Darunter befände sich auch die Stadt Switlodarsk, sagt er dem Sender Radio Free Europe.
Switlodarsk liegt 80 Kilometer südwestlich von Sjewjerodonezk, einem Schwerpunkt der russischen Angriffe in den vergangenen Tagen. Im Osten der Ukraine haben russische Truppen nach Angaben beider Seiten im Gebiet Donezk die Kleinstadt Switlodarsk erobert. Der Chef der kommunalen Militärverwaltung, Serhij Hoschko, bestätigte entsprechende Angaben der prorussischen Separatisten. Nahe Switlodarsk befindet sich das größte Kohlekraftwerk der Ukraine.
Zuvor hatten die Separatisten über den Abzug ukrainischer Truppen aus dem Gebiet berichtet, die von der Einkesselung bedroht waren. Parallel dazu sei mit dem Sturm auf die Stadt Lyman begonnen worden, hieß es von den Separatisten. Der ukrainische Generalstab bestätigte, dass russische Truppen die Stadt angriffen.
200 Leichen unter Trümmern in Mariupol gefunden
In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Angaben aus der Stadtverwaltung unter Trümmern 200 Leichen gefunden worden. Ein Berater des Bürgermeisters von Mariupol, Petro Andrjuschtschenko, sagt, die Toten seien im Keller eines zusammengestürzten Wohngebäudes gefunden worden. Sie befänden sich in einem Zustand der Verwesung. Der Verwesungsgeruch sei durch die Nachbarschaft gezogen. Gefunden wurden die Leichen nach Behördenangaben von Arbeitern, die die Trümmer durchsuchten. Es handelt sich um die jüngste grausige Entdeckung in der zerstörten Stadt am Asowschen Meer, die Schauplatz schlimmsten Leides in dem russischen Angriffskrieg war. Russische Truppen hatten jüngst die vollständige Kontrolle über Mariupol verkündet.
Selenskyj dringt auf Gefangenenaustausch
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wendet sich mit der Bitte um mehr Unterstützung für einen Gefangenenaustausch mit Russland an verbündete Staaten. „Es ist wichtig … politisch Druck auf jeder Ebene, durch mächtige Unternehmen, durch die Schließung von Unternehmen, Ölembargo … und durch diese Drohungen aktiv den Austausch unserer Leute für russische Soldaten zu forcieren“, sagt Selenskyj in einer Video-Schalte zum Weltwirtschaftsforum in Davos. „Wir brauchen die russischen Soldaten nicht, wir brauchen nur unsere.“ Die Ukraine sei schon morgen zu einem Austausch bereit.
Scholz: Moskaus einziges Ziel ist Gebietserweiterung
Russlands Kriegsziel ist aus Sicht von Kanzler Olaf Scholz die Vergrößerung seines Territoriums. „Es ist ein furchtbarer Angriffskrieg, den Russland gegen die Ukraine begonnen hat“, sagte der SPD-Politiker am Dienstagabend vor der Außenhandelskammer in Südafrika in Pretoria. „Ein Krieg, dessen einziger Zweck die Erweiterung des eigenen Territoriums ist.“ Das nenne man Imperialismus, um das russische Reich zu vergrößern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat mit Blick auf den russischen Umgang mit Getreide in der Ukraine Parallelen zur Sowjetzeit gezogen. „In der von Russland besetzten Ukraine konfisziert die Armee des Kremls die Getreidebestände und Maschinen“, sagt die deutsche Politikerin beim Weltwirtschaftsforum in Davos. „Das erinnert einige an eine dunkle Vergangenheit – die Zeiten der sowjetischen Beschlagnahme der Ernten und der verheerenden Hungersnot der 1930er Jahre.“ Moskau setze nicht nur die Energieversorgung als Waffe ein, bei der Ernährungssicherheit zeichne sich ein ähnliches Muster ab. Russland bombardiere bewusst Getreidelager in der Ukraine und blockiere ukrainische Schiffe mit Weizen und Sonnenblumenkernen im Schwarzen Meer. Fast drei Monate nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine hat auch Präsident Wolodymyr Selenskyj den Angriffstruppen blinde Zerstörungswut vorgeworfen. Russland führe einen „totalen Krieg“ gegen sein Land, erklärt Selenskyj in seiner Videoansprache ans Volk. Moskau gehe es darum, so viele Menschen in der Ukraine zu töten und so viel Infrastruktur zu zerstören wie nur möglich.
Seit Beginn ihres Angriffskriegs am 24. Februar habe die russische Armee 1.474 Raketenangriffe auf sein Land ausgeführt und dabei 2.275 verschiedene Raketen eingesetzt. Zumeist seien zivile Ziele getroffen worden. In diesem Zeitraum habe Russland mehr als 3.000 Luftangriffe geflogen.
400 ukrainische Gemeinden verlassen Moskauer Patriarchat
Die mit Moskau verbundene ukrainisch-orthodoxe Kirche soll seit Russlands Angriff Ende Februar mehr als 400 Pfarreien und Klöster im ganzen Land an die eigenständige orthodoxe Kirche der Ukraine verloren haben. Die autokephale (eigenständige) Kirche teilte auf ihrer Internetseite mit, die Mitglieder der Pfarreien und Klöster hätten jeweils mit absoluter Mehrheit für deren Wechsel zu ihr gestimmt.
Sie beglückwünschte alle, deren Gewissen es nicht mehr zulasse, einer Kirche anzugehören, deren Patriarch Kyrill I. Massaker und die kriminelle Ideologie der „russischen Welt“ segne.
Die Unterstützung des Moskauer Patriarchen Kyrill I. für Russlands Angriffskrieg sorgt in der Ukraine seit Wochen für Empörung. Das Kirchenoberhaupt rechtfertigte den Militäreinsatz als „metaphysischen Kampf“ des Guten gegen das Böse aus dem Westen.
Schröder verzichtet auf Aufsichtsrats-Posten bei Gazprom
Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) verzichtet auf einen Aufsichtsratsposten beim russischen Energiekonzern Gazprom. Schröder teilte auf der Online-Plattform LinkedIn mit, er habe auf die Nominierung für den Gazprom-Aufsichtsrat „schon vor längerer Zeit verzichtet“. Er fügte hinzu: „Dieses habe ich dem Unternehmen auch mitgeteilt.“ Er wundere sich daher über „neu erschienene anderslautende Berichte“.
Der Ex-Kanzler war infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine wegen seiner Tätigkeiten für russische Energieunternehmen massiv unter Druck geraten.
Schröder war schon länger für einen Posten im Aufsichtsrat von Gazprom nominiert, den er nach ursprünglichen Planungen im Juni antreten sollte. Der Altkanzler hatte zudem erst vor wenigen Tagen seinen Aufsichtsratsvorsitz beim russischen Ölkonzern Rosneft aufgegeben.
Orban ruft wegen Ukraine-Kriegs Notstand aus
Ungarns Regierung erklärt wegen des Krieges in der Ukraine von Mittwoch an den Notstand. Das kündigte Ministerpräsident Viktor Orban in einem Facebook-Video an. Er sagte, sein Kabinett brauche den Handlungsspielraum unter dem Notstand, um rasch auf die Herausforderungen durch den Krieg reagieren zu können. Unter dem Notstand ist es der Regierung möglich, per Dekret zu regieren.
Der Gesundheitsnotstand, den Orban zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 verhängte und den das Parlament seitdem mehrfach verlängerte, läuft am 31. Mai aus. Am Dienstag hatte das Parlament in Budapest einer neuen Kategorie des Notstands zugestimmt. Die Regierung kann ihn auch ausrufen, wenn ein Nachbarland von einem bewaffneten Konflikt, einem Krieg oder einer humanitären Katastrophe betroffen ist.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html