A view of the destroyed village of Moshchun, amid Russia’s invasion, Kyiv region, Ukraine May 19, 2022. Picture taken with a drone. REUTERS/Leonardo Benassatto

Die Ukraine hat das seit Ende Februar geltende Kriegsrecht um weitere 90 Tage verlängert. Das Parlament in Kiew stimmte angesichts des russischen Angriffskriegs auch für eine Verlängerung der Generalmobilmachung bis zum 23. August, wie mehrere Abgeordnete am Sonntag im Nachrichtendienst Telegram schrieben.

Kämpfe im Osten gehen weiter
Das ukrainische Militär berichtete in der Nacht zum Sonntag von andauernden Kämpfen in den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten des Landes. Dort seien am Samstag neun Angriffe russischer Truppen abgewehrt worden. Im Laufe des Tages seien fünf Panzer, vier Artilleriesysteme und eine Drohne zerstört worden, teilte die ukrainische Armee mit. Russland setzt laut dem Lagebericht entlang der gesamten Front Kampfflugzeuge, Raketenwerfer und Panzer ein.
Im Gebiet Saporischschja im Süden der Ukraine hat die dortige Verwaltung nach eigenen Angaben vermehrt Flüge russischer Drohnen beobachtet. Das russische Militär habe die Luftaufklärung verstärkt, hieß es. Zudem seien Kolonnen von Militärfahrzeugen gesichtet worden. Saporischschja liegt nordwestlich der inzwischen von Russland eingenommenen ukrainischen Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj pocht auf weitere Strafmaßnahmen des Westens gegen Russland. Das sechste Sanktionspaket der europäischen Staaten müsse beschleunigt werden, sagte das Staatsoberhaupt in einer Videobotschaft, die in der Nacht zum Sonntag veröffentlicht wurde. Darüber habe er zuletzt auch mit Italiens Regierungschef Mario Draghi gesprochen. Viele westliche Staaten haben bereits beispiellose Strafmaßnahmen gegen Russland verhängt.

Mariupol: Bürgermeister warnt vor Seuchen
Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Mariupol hat vor einer gesundheitlichen Katastrophe gewarnt. „Zusätzlich zu der humanitären Katastrophe, die von den (russischen) Besatzern und Kollaborateuren ausgelöst wurde, befindet sich die Stadt kurz vor einem Ausbruch von Infektionskrankheiten“, teilte Bürgermeister Wadim Bojtschenko in der Nachrichten-App Telegram mit.
Er verwies darauf, dass es Massengräber in Gruben in der Stadt gebe. Zudem versagten Abwassersysteme. Regenfälle könnten Wasserquellen verunreinigen, sagte Bojtschenko. Er rief die russischen Soldaten auf, Einheimische aus der Stadt zu lassen.

Putin-Berater: Moskau weiter bereit für Verhandlungen
Russland ist nach Angaben eines Beraters von Kremlchef Putin bereit, die Gespräche mit Kiew wieder aufzunehmen. Er sehe jedoch die Ukraine in Zugzwang, sagte Medinski am Sonntagabend der Agentur Interfax zufolge im belarussischen Staatsfernsehen. Medinski, der zuvor die Verhandlungen für die russische Seite geleitet hatte, schloss auch ein Treffen zwischen Putin und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj nicht aus.
Doch dafür werde eine „ernsthafte Vorbereitung“ benötigt, wie etwa ausgearbeitete Dokumente, die die Präsidenten dann unterschreiben könnten. Von ukrainischer Seite gab es zunächst keine Reaktion auf die Aussagen. Die Ukraine hatte die Verhandlungen zur Beendigung des Krieges am Dienstag ausgesetzt. Die Gespräche sollten nur bei konkreten Vorschlägen wieder aufgenommen werden, hatte Kiews Unterhändler Podoljak gesagt.

Russland will rund 50 neue Interkontinentalraketen in Dienst nehmen
Russland will bis zum Ende des Herbstes etwa 50 neue Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat in den Dienst nehmen. Die Raketen (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) sollen im sibirischen Krasnojarsk hergestellt werden, wie der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, der Agentur Interfax zufolge mitteilte. Ende April hatte Russland auf dem nordrussischen Weltraumbahnhof Plessetzk einen Testabschuss mit der Interkontinentalrakete durchgeführt.

Vatikan-Außenminister: Ukraine braucht auch militärische Hilfe
Aus Sicht des vatikanischen Außenbeauftragten Erzbischof Paul Gallagher steht für die Ukraine weiterhin Selbstverteidigung an vorderster Stelle. „Die Ukraine muss sich verteidigen, und dazu braucht sie Hilfe, auch militärische Hilfe“, sagte der 68-Jährige zum Abschluss seiner Ukraine-Reise dem Portal Vatican News (Sonntag). Dabei habe der Vatikan immer darauf bestanden, dass es eine gewisse Verhältnismäßigkeit geben müsse. „Ein neues Wettrüsten in Europa, in der Welt, ist nicht angebracht“, so die Mahnung des Vatikandiplomaten.
Frieden oder gar Versöhnung lägen aber leider noch in weiter Ferne. Letztlich könnten nur Verhandlungen der Konfliktparteien zu einem Kriegsende führen. „Sie haben bereits einen Versuch unternommen – und das verdient Anerkennung. Aber diese Bemühungen müssen erneuert werden, um den Konflikt durch diplomatischen und politischen Dialog zu lösen“, sagte Gallagher.

Merz prangert Regierungs-Kurs an
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat erneut den Kurs der Bundesregierung bei Waffenlieferungen an die Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffs angeprangert.
„Die Bundesrepublik Deutschland hat bis zum heutigen Tag keine schweren Waffen geliefert“, sagt Merz in der Sendung „Berlin direkt“. Andere täten längst mehr. „Wenn sich alle so verhalten würden wie die Bundesrepublik Deutschland, dann hätte die russische Armee Kiew längst eingenommen.“

Russische Konzertbesucher sorgen für Aufsehen
Mit Anti-Kriegs-Sprechchören haben Besucher eines Konzerts in Russland für Aufsehen gesorgt. In sozialen Netzwerken veröffentlichten viele Nutzer am Wochenende ein kurzes Video, auf dem zu sehen ist, wie Hunderte Menschen vor einer Bühne immer wieder „Scheiß-Krieg, Scheiß-Krieg“ rufen. Angaben unabhängiger Medien und bekannter Oppositioneller zufolge entstand die Aufnahme bei einem Auftritt der russischen Rockgruppe Kiss-Kiss am vergangenen Freitag in der Ostsee-Metropole St. Petersburg. Auch auf der Bühne steht mit Leuchtbuchstaben „Kiss Kiss“ geschrieben.
Die Band, die sich in der Vergangenheit bereits gegen Russlands Krieg in der Ukraine positioniert hatte, äußerte sich zunächst nicht. Einige User sorgten sich, dass die Musiker nun möglicherweise juristische Konsequenzen befürchten müssen.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html