A local resident rides a bicycle past a charred armoured vehicle during Ukraine-Russia conflict in the separatist-controlled town of Volnovakha in the Donetsk region, Ukraine March 15, 2022. REUTERS/Alexander Ermochenko/File Photo

In der Gegend um die Stadt Charkiw hat ein ukrainisches Bataillon offenbar die russische Grenze erreicht. Die Soldaten feierten ihren Erfolg mit einem Video, in dem sie sich an Präsident Wolodymyr Selenskyj wandten. Die Einheit sei bis zur Grenze der Russischen Föderation vorgedrungen, sagte einer von ihnen in der Aufnahme, die das ukrainische Verteidigungsministerium bei Facebook veröffentlichte. „Herr Präsident, wir haben sie erreicht. Wir sind da.“ Andere Soldaten zeigten das Sieges-Zeichen und reckten die Fäuste in die Höhe.
Die russischen Truppen hatten sich zuvor aus der Gegend um Charkiw, der zweitgrößten ukrainischen Stadt im Osten des Landes, zurückgezogen. Der Gouverneur sagte, in der Stadt seien seit Tagen keine russischen Geschosse mehr eingeschlagen, allerdings werde die Umgebung weiterhin angegriffen.

Ukrainischer Grenzschutz wehrt russischen Angriff im Norden ab
Ukrainische Grenzsoldaten haben nach eigenen Angaben heute einen Versuch der russischen Streitkräfte abgewehrt, Truppen in die Region Sumy im Norden des Landes zu entsenden. Der Grenzschutz teilte mit, die Angreifer hätten Granatwerfer und Maschinengewehre eingesetzt, um eine „Sabotage- und Aufklärungsgruppe“ zu decken, die von Russland aus die Grenze überquerte. Die ukrainischen Soldaten hätten das Feuer erwidert und die russische Truppe zum Rückzug über die Grenze nach Russland gezwungen, erklärte der Grenzschutz. In der Region Sumy kam es in den vergangenen Wochen nicht mehr zu schweren Gefechten.
Bei russischen Angriffen auf ein Krankenhaus in der Region Luhansk sind nach ukrainischen Angaben zwei Menschen getötet worden. Militärgouverneur Serhij Hajdaj teilte heute mit, neun weitere Menschen seien bei dem Beschuss der Klinik in Sjewjerodonezk verletzt worden, darunter zwei Kinder.
Der Gouverneur erklärte, ukrainische Spezialkräfte hätten die von den Russen gehaltenen Eisenbahnbrücken zwischen Rubischne und Sjewjerodonezk gesprengt, um die russische Offensive zu verlangsamen. Er veröffentlichte ein Video auf Telegram, das eine solche Sprengung zeigen sollte. Die Informationen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Durch einen russischen Raketenangriff in der Nähe der Hafenstadt Odessa im Süden der Ukraine ist ukrainischen Militärangaben zufolge eine touristische Unterkunft zerstört worden. Das Kommando Süd der ukrainischen Streitkräfte berichtete von mindestens drei verletzten Zivilisten. Zudem sei Feuer ausgebrochen. Ziel war demnach eine zuvor schon angegriffene und beschädigte Brücke über der Mündung des Flusses Dnister. Von russischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung.

Das Verteidigungsministerium in Moskau meldete unterdessen mehr als 100 Luftangriffe auf militärische Infrastruktur in der Ukraine in der Nacht. Zudem seien Raketen auf mehr als 300 Ziele abgefeuert worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

Nato-Norderweiterung: Putin reagiert mit Warnung
Russlands Präsident Wladimir Putin hat angesichts des Strebens von Finnland und Schweden in die Nato vor einer Zunahme der internationalen Spannungen gewarnt. „Das verschärft die ohnehin nicht einfache internationale Lage auf dem Gebiet der Sicherheit“, sagte Putin bei einem Treffen mit Staats- und Regierungschefs früherer Sowjetrepubliken in Moskau. Wenn die Allianz ihre militärische Infrastruktur an die Grenzen Russland verlege, dann werde darauf entsprechend reagiert, sagte er. Schweden und Finnland sollten sich keine Illusionen darüber machen, dass Russland ihre Entscheidung so einfach hinnehmen würde, betonte Rjabkow. In den beiden skandinavischen Ländern beraten im Laufe des Tages die Parlamente über die Vorschläge der Regierungen, dem westlichen Militärbündnis beizutreten.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine die Stärkung eines von Russland geführten Militärbündnisses als Gegengewicht zur Nato gefordert. „Die (Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit) OVKS muss ihren Status im internationalen System der Kontrolle und Gewaltenteilung massiv festigen“, sagte Lukaschenko laut der belarussischen Nachrichtenagentur Belta bei einem Treffen der Allianz in Moskau.

Regierungssprecher: Scholz will Gespräche mit Putin fortsetzen
Bundeskanzler Olaf Scholz will seine Vermittlungsversuche im Ukraine-Krieg mit Russlands Präsident Wladimir Putin fortsetzen. Das Kriegsgeschehen drohe sich hin zu einem Stellungskrieg zu verändern, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin. In dieser Phase sei es wichtig, „dass man jetzt versucht, wieder in Gespräche zu kommen, wie man das Töten, das Schießen beenden kann“.
Scholz habe dazu die Initiative ergriffen und in der vergangenen Woche erst mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dann nach Wochen der Funkstille auch mit Putin telefoniert. Er versuche, „den diplomatischen Pfad da wieder zu beschreiten, so schwer das auch ist“. Mit Putin habe Scholz vereinbart, das Gespräch fortzusetzen. Die Situation sei sehr schwierig und verfahren, es dürfe aber trotzdem nichts unversucht bleiben.

Russischer Gas-Transit durch die Ukraine geht weiter zurück
Der Transit von russischem Gas durch die Ukraine ist im Zuge von Krieg und Sanktionen weiter zurückgegangen. Heute sollten nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom nur noch 46,8 Millionen Kubikmeter Gas durch das ukrainische Leitungsnetz in Richtung Europa gepumpt werden. Die vertraglich mögliche maximale Auslastung liegt bei 109 Millionen Kubikmetern täglich. Eingespeist werden könne das Gas weiter nur noch über den Punkt Sudscha auf russischem Staatsgebiet, sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow laut Agentur Interfax.
Die Durchleitung des russischen Gases durch das Nachbarland war in der vergangenen Woche deutlich gefallen, weil die Ukraine kriegsbedingt einen Pipeline-Strang durch die schwer umkämpfte Region Luhansk geschlossen hat. Zudem verhängte Russland Sanktionen gegen ehemalige Tochtergesellschaften von Gazprom im Ausland – woraufhin der Transit noch weiter zurückging. Ob und inwieweit der drastische Rückgang mit den Sanktionen zusammenhängt, ist weiter offen.

Deutschlands Gasspeicher zu mehr als 40 Prozent gefüllt
Nach dem Ende der winterlichen Heizphase füllen sich Deutschlands Gasspeicher allmählich wieder. Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorgeht, sind die Speicher inzwischen zu 40,8 Prozent gefüllt. Einen Monat zuvor waren es nur 29,8 Prozent gewesen. Der aktuelle EU-Schnitt liegt mit 39,5 Prozent ähnlich hoch wie der Deutschland-Wert. Es ist normal, dass sich die Speicher im Frühjahr und Sommer wieder füllen. Da Heizungen abgeschaltet werden, sinkt die Nachfrage nach Energie. Angesichts eines drohenden Lieferstopps von russischem Erdgas ist es in diesem Jahr besonders wichtig, dass die Speicher gut gefüllt sind. Laut dem neuen Speichergesetz sollen sie am 1. November zu 90 Prozent gefüllt sein.

Türkei lehnt Nato-Beitritte von Schweden und Finnland ab
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärt, die Türkei werde die geplanten Nato-Beitritte von Schweden und Finnland nicht billigen. Delegationen aus beiden Ländern sollten sich nicht die Mühe machen, in die Türkei zu reisen, um die türkische Regierung von ihren Beitrittsgesuchen zu überzeugen. Nach dem offiziellen Beschluss Finnlands und Schwedens zur Beantragung der Nato-Mitgliedschaft warf die Türkei beiden Ländern vor, dort lebende „Terroristen“ nicht auszuliefern.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html