Anna, a local resident, rides a bicycle past a residential building where her apartment was destroyed during Russia’s invasion of Ukraine in the town of Borodianka, in the Kyiv region, Ukraine May 13, 2022. REUTERS/Vladyslav Musiienko

Die Lage in der Region Donbass bleibt nach Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sehr schwierig. Die russischen Streitkräfte versuchten weiterhin zu demonstrieren, dass sie dort eine Art Sieg erzielt hätten, sagt Selenskyj in seiner nächtlichen Videobotschaft.

Berater: Konvoi aus Mariupol in ukrainisch-kontrolliertem Gebiet
Weiteren Bewohnern der zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol ist offenbar die Flucht gelungen. Einem Konvoi mit 500 bis 1.000 Autos aus Mariupol sei erlaubt worden, in ukrainisch-kontrolliertes Gebiet zu fahren, schrieb Petro Andrjuschenko, ein Berater des Bürgermeisters von Mariuopol, am Samstag im Messenger-Dienst Telegram. Sie seien auf dem Weg nach Saporischschja, die erste größere ukrainische Stadt hinter der Front.

Russland hat nach ukrainischen Angaben unabhängig vom Ringen um eine Verhandlungslösung für die Kämpfer im Asow-Stahlwerk in Mariupol erneut die Industriezone beschossen. Es gebe Angriffe aus der Luft und am Boden, teilte der Mariupoler Stadtratsabgeordnete Petro Andrjuschtschenko im Nachrichtkanal Telegram mit. „Die Grausamkeit des Feindes nimmt zu“, meinte er. Es würden nicht nur die Verteidiger von Mariupol selbst angegriffen, sondern auch ihre Familien.

Ukrainischer Generalstab: Schwere Kämpfe im Osten – wenig Bewegung
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes fortgesetzt, ohne nennenswerte Geländegewinne erzielen zu können. „Die größte Aktivität halten die Okkupanten im Raum Sloboschanske und Donezk aufrecht“, teilte der Generalstab in seinem abendlichen Lagebericht mit.
Demnach bereiten die russischen Truppen Angriffe auf die Städte Sjewjerodonezk, Soledar und Bachmut vor und haben dazu zwei weitere taktische Bataillone an die Front verlegt. Mithilfe von Artillerie- und Luftunterstützung würde der Feind ukrainische Stellungen stürmen. „Er hat teilweise Erfolg in Awdijiwka“, heißt es. Die Stadt gilt als ukrainische Festung und wird seit Kriegsbeginn erfolglos von den Russen gestürmt.

Die russischen Truppen ziehen sich nach einer Mitteilung des ukrainischen Militärs nach wochenlangem Bombardement aus der Stadt Charkiw zurück. Der ukrainische Generalstab teilte mit, die russischen Soldaten konzentrierten sich nun auf die Bewachung von Nachschubrouten. Gleichzeitig erfolgten weitere Artillerie- und Luftangriffe, um die ukrainischen Truppen zu schwächen und Befestigungen zu zerstören, hieß es. Russland hat bisher nicht auf die Behauptungen reagiert. Die Angaben waren nicht unabhängig zu prüfen.

Medwedew: Russland pfeift auf Anerkennung der Grenzziehung durch G7
Der frühere russische Staatschef Dmitri Medwedew hat mit Sarkasmus und Kritik auf die Unterstützung der Ukraine durch die führenden Industrienationen (G7) reagiert. „Sanft ausgedrückt: Unser Land pfeift auf die Nichtanerkennung der neuen Grenzen durch die G7“, kommentierte er am Samstag in seinem Telegram-Kanal die Erklärung der G7-Staaten, Grenzveränderungen, die Russland mit militärischer Gewalt erzwingen wolle, „niemals“ anerkennen zu wollen.

Lawrow beschuldigt Westen des „totalen hybriden Kriegs“
Die russische Führung hat das Handeln des Westens erneut mit Begrifflichkeiten aus dem Zweiten Weltkrieg kritisiert. „Der kollektive Westen hat uns den totalen hybriden Krieg erklärt und es ist schwer vorauszusagen, wie lange das alles dauert, aber es ist klar, dass die Folgen alle ohne Ausnahme zu spüren bekommen“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow laut der Nachrichtenagentur Interfax.

Russland habe alles getan, um eine direkte Konfrontation zu vermeiden, aber nehme die Herausforderung nun an, schließlich sei das Land Sanktionen gewohnt, erklärte Lawrow.

Nato-Erweiterung: Türkei hat Bedenken, ist aber gesprächsbereit
Die Türkei hat ihre Vorbehalte gegen eine Aufnahme Finnlands und Schwedens in die Nato bekräftigt, gleichzeitig aber Gesprächsbereitschaft signalisiert. Sein Land sei immer für eine „Politik der offenen Tür“ gewesen, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Abend vor Beratungen mit den Außenministern der Bündnisstaaten in Berlin.
Finnland und Schweden unterstützten jedoch „Terrororganisationen“ wie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die Kurdenmiliz YPG in Syrien.
In Schweden wollen die regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Magdalena Andersson am Sonntag ihre Entscheidung über einen Nato-Beitritt des Landes
bekanntgeben. Ein Ja der Sozialdemokraten, die eine Nato-Mitgliedschaft bis zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch strikt abgelehnt hatten, würde Andersson eine klare Mehrheit im Parlament für den Beitritt verschaffen. Die Regierung in Stockholm könnte dann bereits am Montag oder Dienstag offiziell ihr Beitrittsgesuch verkünden.
Der finnische Präsident Sauli Niinistö hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin angerufen, um mit ihm über den angestrebten Nato-Beitritt seines Landes zu sprechen. Niinistö erklärte, er habe ein „direktes und aufrichtiges“ Telefongespräch mit Putin geführt. „Es wurde als wichtig erachtet, Spannungen zu vermeiden“, ergänzte Niinistö. Er betonte, der Anruf sei von Finnland ausgegangen. Der finnische Präsident erklärte weiter, sein Land wolle sich „der praktischen Fragen, die sich aus der Nachbarschaft zu Russland erheben, korrekt und professionell annehmen“. Er habe Putin zudem mitgeteilt, „wie grundlegend Russlands Forderungen von Ende 2021 mit dem Ziel, Staaten vom Beitritt zur Nato abzuhalten sowie Russlands massive Invasion der Ukraine im Februar 2022 Finnlands Sicherheitsumfeld verändert haben“.

Der Kreml teilte nach dem Telefongespräch mit, Putin habe gegenüber Niinistö „unterstrichen, dass das Ende der traditionellen Politik militärischer Neutralität ein Fehler wäre, da keine Bedrohung für die Sicherheit Finnlands besteht“.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html