
Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbass Geländegewinne erzielt. „Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur zeitweise besetzten Krim aufrecht zu erhalten“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht mit.
Die russischen Attacken im Donbass zielen demnach auf die Städte Sjewjerodonezk, Liman, Bachmut, Awdijiwka und Kurachowe sowie das großteils schon von russischen Kräften besetzte Rubischne. „In Richtung Sjewjerodonezk führt der Feind Angriffe auf Kudrjaschiwka und Sjewjerodonezk und hat dabei teilweise Erfolg“, räumte die ukrainische Militärführung ein. Zum Vorstoß auf die Kleinstadt Liman versuchten die russischen Streitkräfte derweil, Schwimmbrücken über den Fluss Siwerskyj Donez zu bauen. Mittwochabend schon hatte der Generalstab über die Zerstörung solcher Pontonbrücken berichtet. Am Frontabschnitt vor Slowjansk, einem der wichtigsten Ziele der russischen Offensivbemühungen im Donbass, verstärke Moskau derweil seine Kräfte. Demnach sollen zur Vorbereitung neuer Angriffe rund 300 neue Militärfahrzeuge in dem Raum verlegt worden sein.
Vatikan: Waffen an Ukraine zur Selbstverteidung gerechtfertigt
Die Ukraine hat nach Aussage des vatikanischen Außenministes Paul Gallagher auf jeden Fall das Recht zur Selbstverteidigung. Deswegen seien auch Waffenlieferungen an Kiew gerechtfertigt, sagte der Vatikandiplomat im italienischen Fernsehprogramm TG2 Post. Allerdings müsse der Einsatz von Waffen angemessen sein, ein Nuklearkrieg auf jeden Fall vermieden werden. Gallagher bestätigte, dass er am Mittwoch kommender Woche nach Kiew reisen werde; dort sei auch ein Treffen mit Ministerpräsident Denys Schmyhal vorgesehen. Die Reise sei schon länger geplant gewesen; wegen einer Corona-Infektion habe sie verschoben werden müssen.
UN: Allein bei Kiew über 1.000 Leichen von Zivilisten geborgen
UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet hat „eklatante Menschenrechtsverletzungen“ in ehemals russisch kontrollieren Gebieten der Ukraine angeprangert. Allein in der Region Kiew seien mehr als 1.000 Leichen von Zivilisten geborgen worden, sagte sie am Donnerstag bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf. Es gebe ungesetzliche Tötungen und augenscheinliche Massenhinrichtungen in „schockierendem“ Ausmaß.
Ihrem Büro lägen Informationen über 300 solcher Tötungen vor, sagte Bachelet. Sie rechne mit steigenden Zahlen, da weitere Hinweise hinzukämen.
Selenskyj ist immer noch zu Gespräch mit Putin bereit
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut seine Bereitschaft zu einem Gespräch mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin geäußert. „Wir müssen uns einig werden“, sagte Selenskyj in einem Interview des italienischen Fernsehsenders Rai, das am Abend ausgestrahlt werden soll. Dabei dürfe es kein Ultimatum als Bedingung für ein Gespräch geben. Ausschnitte des Interviews wurden vorab veröffentlicht.
Selenskyj sagte, die Ukraine werde die Halbinsel Krim nie als Teil von Russland anerkennen. „Die Krim hatte immer ihre Autonomie, sie hat ihr Parlament, aber im Innern der Ukraine“, sagte Selenskyj. Russland hatte die ukrainische Krim 2014 annektiert.
Kuleba im ZDF: Nuklearer Krieg „wäre der letzte Krieg“
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba stellt die Kriegsziele seines Landes klar. „Was auch immer nötig ist und ganz gleich, wie lange es dauert, die Ukraine wird militärisch und auch diplomatisch dafür kämpfen, dass unser Land vollständig wiederhergestellt wird in seiner gesamten territorialen Integrität, natürlich einschließlich des Donbass und der Krim“, sagt Kuleba im heute journal. Mit Blick auf Bundeskanzler Olaf Scholz sagt Kuleba: „Wir haben eine Einladung ausgesprochen, er ist jederzeit willkommen, zu jedem Datum, das ihm passt und wir schätzen unsere Beziehungen.“
UN: Mehr als sechs Millionen aus Ukraine geflohen
Mehr als sechs Millionen Menschen sind den Vereinten Nationen zufolge aus der Ukraine geflohen. Die meisten seien über Grenzpunkte zu Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien in die Europäische Union geflüchtet, teilt das UN-Flüchtlingswerk mit. Innerhalb der Ukraine seien mehr als acht Millionen Menschen auf der Flucht. Vor dem Krieg lebten in dem Land 44 Millionen Menschen.
Kreml: Finnlands Nato-Mitgliedschaft ist Bedrohung für Russland
Nach Russlands Ukraine-Angriff will Finnland so schnell wie möglich in die Nato. Schweden dürfte folgen. Die Nachbarstaaten und der Westen sind erleichtert. Russland aber warnt.
Eine mögliche Nato-Mitgliedschaft Finnlands sieht das Nachbarland Russland nach Kremlangaben als Bedrohung. „Eine abermalige Ausweitung der Nato macht unseren Kontinent nicht stabiler und sicherer“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Zuvor hatten der finnische Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsidentin Sanna Marin sich für einen unverzüglichen Nato-Beitritt ihres Landes ausgesprochen. Es wird nun damit gerechnet, dass sich Finnland in den kommenden Tagen formell zu einem Beitrittsantrag entschließt. Die Nato hat Finnland nach der eindeutigen Positionierung der politischen Führung in Helsinki eine schnelle Aufnahme in Aussicht gestellt. „Der Beitrittsprozess würde reibungslos und zügig ablaufen“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Finnland sei einer der engsten Partner der Nato, eine gereifte Demokratie, ein EU-Mitglied und ein maßgeblicher Faktor, wenn es um die euroatlantische Sicherheit gehe. „Sie würden in der Nato herzlich willkommen geheißen“, sagte Stoltenberg.
Hochrangige finnische Politiker sind einer Zeitung zufolge davon informiert worden, dass Russland die Erdgasversorgung am Freitag unterbrechen könnte. Die Zeitung „Iltalehti“ beruft sich auf nicht weiter genannte Quellen. Die Regierung in Helsinki hat sich zu einem baldigen Eintritt in die Nato bekannt, was in Russland auf Argwohn stößt. Zwar stammt der größte Teil des in Finnland verbrauchten Erdgases aus dem Nachbarland. Allerdings trägt Gas nur fünf Prozent zum finnischen Energiemix bei.
Johnson: Kaum Rückkehr zu normalen Beziehungen mit Putin möglich
Der britische Premierminister Boris Johnson sieht kaum eine Möglichkeit für eine Normalisierung der Beziehungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Auf die Frage in einem Interview des Radiosenders LBC, ob Putin wieder auf der Weltbühne willkommen geheißen werden könnte, wenn er Reue zeige, sagte Johnson: „Reue wird für Wladimir Putin jetzt sehr schwierig sein … nichts ist unmöglich, nehme ich an, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir die Beziehungen zu Putin jetzt wieder normalisieren können.“
Es bestehe das Risiko, dass sich die Situation von 2014 wiederhole, als Russland die Krim annektierte und trotz der damaligen Sanktionen und Verhandlungen des Westens nun die Ukraine angegriffen habe. Auch wenn es zu einem Abkommen der Ukraine mit Russland komme, bestehe das Risiko, dass Putin wieder das Gleiche tun würde. Die Antwort laute also nein, keine Normalisierung der Beziehungen, „und das Vereinigte Königreich ist sich dessen sehr bewusst.“ Die ukrainischen Streitkräfte setzen laut britischen Angaben ihren Gegenangriff nördlich der zweitgrößten Stadt Charkiw im Osten des Landes fort. Sie hätten mehrere Städte und Dörfer in Richtung der russischen Grenze zurückerobert, wie das britische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht über Twitter mitteilt. Es gebe Berichte, wonach Russland Einheiten aus dem Gebiet abgezogen habe. Die russischen Truppen müssten demnach wohl zunächst ihre Verluste ersetzen und sich auf das Ostufer des Flusses Siwerskyj Donez zurückziehen.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html