
Die russischen Streitkräfte haben angekündigt, ihre neue Interkontinentalrakete Sarmat ab Herbst in Dienst zu stellen. Es gehe jetzt darum, die Raketentests zu einem vernünftigen Abschluss zu bringen, die Reichweiten zu regulieren und die Sarmat (Nato-Codename: SS-X-30 Satan 2) dann dem Militär zu übergeben, sagte der Chef der
Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, am Samstag in einem Fernsehinterview. „Wir planen das nicht später als im Herbst“, fügte er hinzu. Präsident Wladimir Putin nutzte vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Ukraine den Raketenstart zu Drohungen gegen den Westen.
Das russische Militär hat seine Luftangriffe auf das von ukrainischen Truppen gehaltene Stahlwerk Azowstal in Mariupol wieder aufgenommen. Dies teilte Oleksij Arestowitsch, Berater der Leitung des ukrainischen Präsidentenbüros, am Samstag mit. Russlands Kräfte versuchten das Gelände zudem zu stürzen. Das Stahlwerk gilt als letzte Bastion der ukrainischen Truppen in der strategisch wichtigen Hafenstadt.
Ist nach der Ukraine Schluss oder will Russland auch noch in andere Länder vordringen? Die Sorge gibt es schon lange – und wurde jetzt in Bezug auf die abtrünnige Region Transnistrien in Moldau bekräftigt. Am Freitag hatte der russische Generalmajor Rustam Minnekajew laut russischen Nachrichtenagenturen gesagt, Ziel der nun eingetretenen „zweiten Phase“ der Militäroperation in der Ukraine sei die Eroberung des Donbass und des Südens des Landes. Einerseits würde dadurch eine Landverbindung zur annektierten Halbinsel Krim entstehen. Andererseits würde so auch eine bessere Unterstützung für prorussische Separatisten in Transnistrien in Moldau ermöglicht. Minnekajew verwies darauf, dass es auch dort „Fälle von Unterdrückung der russischsprachigen Bevölkerung“ gebe. Ein Angriff Moskaus sei zum jetzigen Zeitpunkt aber eher unwahrscheinlich, sagt ZDF-Reporter Axel Storm aus Moskau. „Auf dem Weg durch die Südukraine müsste die russische Armee die Städte Mykolaiv und Odessa einnehmen. Es droht, was schon andernorts, zuletzt in Mariupol, stattfand: Häuserkampf, Widerstand, viele Tote – auch viele tote russische Soldaten. Der Schritt wäre mit einem hohen Blutzoll verbunden.“ Aber: „Ganz auszuschließen ist eine weitere Eskalation nicht. Zur zentralen Taktik des Kreml gehört seit jeher die Unberechenbarkeit.“
Die Regierung Moldaus ist dennoch alarmiert und hat den russischen Botschafter einbestellt. Man wolle die „tiefe Besorgnis“ über die Äußerungen eines hochrangigen Militärkommandeurs zum Ausdruck zu bringen, teilt das Außenministerium auf seiner Internetseite mit.
„Moldau ist ein neutraler Staat, und dieser Grundsatz muss von allen internationalen Akteuren, einschließlich der Russischen Föderation, respektiert werden.“ Derzeit ist Moldau so pro-westlich aufgestellt wie nie zuvor: Präsidentin Maia Sandu, Ministerpräsidentin Natalia Gawrilita und die Mehrheit im Parlament zählen zum Lager der pro-westlichen Reformer. Als Reaktion auf den Angriff Russlands auf die Ukraine hat Moldau Anfang März die EU-Mitgliedschaft beantragt.
Russland hat den Beschuss der Hafenstadt Odessa im Süden der Ukraine mit Raketen bestätigt. Dabei sei ein Logistikterminal auf einem Militärflugplatz getroffen worden, in dem eine „große Lieferung“ Waffen aus den USA und aus europäischen Staaten gelagert hätten, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Die russischen Streitkräfte hätten zudem bei Angriffen in der Ukraine unter anderem Depots mit Raketen- und Artilleriewaffen, Munition und Treibstoff sowie bis zu 200 Kämpfer getötet, teilte Konaschenkow mit. Von ukrainischer Seite hieß es zuvor, es seien mindestens fünf Menschen getötet und mindestens 18 verletzt worden. Das teilte der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, über den Nachrichtendendienst Telegram mit. Ein neuer Versuch zur Evakuierung von Zivilisten aus der südukrainischen Hafenstadt Mariupol ist nach Angaben eines Vertreters der Stadtverwaltung von den russischen Truppen durchkreuzt worden. 200 Einwohner hätten sich am Samstag versammelt, um aus der seit Wochen heftig umkämpften Stadt weggebracht zu werden, doch hätten russische Soldaten die Menge „auseinandergetrieben“, teilte Vize-Bürgermeister Petro Andriuschtschenko im Onlinedienst Telegram mit.
Infolge eines russischen Raketenangriffs sind ukrainischen Angaben zufolge in der Hafenstadt Odessa mindestens fünf Menschen getötet worden. Mindestens 18 Menschen wurden verletzt, wie der Chef des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag über den Nachrichtendendienst Telegram mitteilte. Die ukrainische Luftabwehr hatte parallel mitgeteilt, dass sie zwei Raketen und zwei Aufklärungsdrohnen abgeschossen habe. Die Raketen seien von einem Langstreckenbomber des Typs Tu-95 über dem Kaspischen Meer abgefeuert worden. Trotz des Abschusses seien ein militärisches Objekt und zwei Wohnhäuser in Odessa beschädigt worden, hieß es.
Türkei sperrt Luftraum für russische Flugzeuge nach Syrien
Die Türkei hat ihren Luftraum vorübergehend für russische Zivil- und Militärflugzeuge auf dem Weg nach Syrien gesperrt. „Wir haben den Luftraum für russische Militärflugzeuge – und auch für zivile Flugzeuge -, die nach Syrien fliegen, geschlossen“, sagte Außenminister Mevlut Cavusoglu nach Angaben türkischer Medien. Die russische Seite sei darüber bereits im März informiert worden. Cavusoglu fügte demnach hinzu, dass das Verbot für drei Monate gelten werde. Es handelt sich um eine der bisher schärfsten Reaktionen der Türkei auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
5,2 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen
Seit Beginn des Ukraine-Krieges vor zwei Monaten sind fast 5,2 Millionen Menschen aus dem Land geflohen. Das gab das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Samstag bekannt. Im April haben demnach bisher etwas mehr als 1,1 Millionen Ukrainer ihr Land verlassen – im Vergleich zu 3,4 Millionen im März. Frauen und Kinder machen 90 Prozent der ins Ausland Geflüchteten aus.
Lettland: Russischsprachige protestieren in Riga gegen Ukraine-Krieg
Bei einer Protestaktion in Lettland haben am Samstag mehrere Hundert Menschen in der Hauptstadt Riga gegen den russischen Angriff auf die Ukraine protestiert. Unter dem Motto „Russische Stimme gegen den Krieg“ versammelten sich Angehörige der großen russischsprachigen Minderheit in dem baltischen EU- und Nato-Land am Freiheitsdenkmal in der Innenstadt. Die Demonstranten hielten Plakate hoch, schwenkten ukrainische Fahnen und forderten ein sofortiges Ende des Krieges. Mit dem Protest sollte nach Angaben der Organisatoren gezeigt werden, dass Russischsprachige in Lettland weder Russlands Angriff auf die Ukraine noch die russische Staatsführung unterstützen.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html