Smoke rises above Azovstal steelworks, in Mariupol, Ukraine, in this still image obtained from a recent drone video posted on social media. MARIUPOL CITY COUNCIL/via REUTERS

Das US-Verteidigungsministerium sieht die jüngsten russischen Angriffe im Osten der Ukraine nur als Vorzeichen einer größeren Offensive Russlands. „Wir gehen davon aus, dass diese Angriffe das Vorspiel zu größeren Offensivaktionen sind, die die Russen planen“, sagte ein hochrangiger Beamter des Pentagons am Dienstag in Washington. Er betonte, man widerspreche damit nicht den Darstellungen, dass der erwartete Großangriff der russischen Truppen im Osten des Landes begonnen habe. Es gehe nur darum, zu unterstreichen, dass die aktuellen Angriffe erst der Auftakt seien. Russland ist bei seinem Vorgehen in der Ukraine nach Angaben von Außenminister Sergej Lawrow zu „einer weiteren Phase“ übergegangen. Es gehe darum, die „vollständige Befreiung der Republiken Donezk und Luhansk“ zu erreichen, sagte Lawrow in einem Interview des indischen Fernsehens, das am Dienstag ausgestrahlt wurde. Dabei bezog er sich auf die von prorussischen Separatisten in der Ostukraine ausgerufenen Republiken, die Russland anerkannt hat. Russland hat dem Westen vorgeworfen, mit weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine den Krieg in die Länge zu ziehen. „Die USA und die von ihnen kontrollierten westlichen Länder tun alles, um die militärische Spezial-Operation zu verzögern“, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach Angaben der Agentur Interfax am Dienstag in Moskau. Moskau verharmlost den seit mehr als sieben Wochen laufenden russischen Angriffskrieg auf die Ukraine öffentlich stets als „militärische Spezial-Operation“. „Der wachsende Umfang ausländischer Waffenlieferungen zeigt ihre Absicht [der westlichen Länder], das Kiewer Regime zum Kampf bis zum letzten Ukrainer zu provozieren“, so Schoigu weiter. Zugleich kündigte er an, die Streitkräfte würden „ihren Plan zur Befreiung der Volksrepubliken Donezk und Luhansk konsequent erfüllen“. In diesen Gebieten hatten prorussische Separatisten Volksrepubliken ausgerufen.

Russland hat in der umkämpften Stadt Mariupol den in einem Stahlwerk eingeschlossenen ukrainischen Kämpfern ein weiteres Ultimatum gestellt. Die nationalistischen Kämpfer und ausländischen Söldner hätten mit Beginn 11.00 Uhr MESZ die Gelegenheit, die Gefechte einzustellen und ihre Waffen niederzulegen, teilte das Verteidigungsministerium am Dienstag in Moskau mit. Dann werde ihr Leben gerettet, hieß es. Zuvor hatten prorussische Separatisten mitgeteilt, dass die Erstürmung des Werks mit russischer Hilfe begonnen habe. Die Ukraine hatte kritisiert, dass Russland Bitten ausgeschlagen habe, dort einen Fluchtkorridor einzurichten, damit sich Zivilisten, die in dem Stahlwerk Zuflucht gesucht hatten, in Sicherheit bringen können.

Scholz: Zusage von Waffenlieferungen der deutschen Industrie an Ukraine
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat der Ukraine zugesagt, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie zu finanzieren. „Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann“, sagte Scholz am Dienstag in Berlin. „Die Ukraine hat sich nun von dieser Liste eine Auswahl zu eigen gemacht, und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung.“ Darunter seien wie bisher Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrgeräte, Munition „und auch das, was man in einem Artilleriegefecht einsetzen kann“. Zusätzlich würden Nato-Partner Ersatz erhalten, die Waffen sowjetischer Bauart in die Ukraine liefern. „Das ist etwas, was wir mit vielen anderen zusammen machen, die den gleichen Weg einschlagen wie wir.“ Lieferungen aus Bundeswehrbeständen soll es nach den Angaben des Kanzlers dagegen kaum noch geben. „Hier müssen wir inzwischen erkennen, dass die Möglichkeiten, die wir haben, an ihre Grenzen stoßen“, sagte er.

Johnson: Großbritannien prüft Lieferung von Raketen
Großbritannien prüft Möglichkeiten, Raketen für Angriffe auf Schiffe an die Ukraine zu liefern. Geschaut werde unter anderem, ob man „Brimstone“-Raketen auf Fahrzeuge montieren könne, erklärt Premierminister Boris Johnson Berichten zufolge. Auch andere Optionen würden geprüft. Die Raketen werden üblicherweise von Kampfjets abgefeuert. Dem Hersteller MBDA zufolge können sie gegen Ziele an Land und auf See eingesetzt werden.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html