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Das russische Militär droht der Ukraine mit einem Angriff auf die Kommando-Zentralen in der Hauptstadt Kiew. „Wir beobachten Versuche der ukrainischen Truppen, Sabotage zu verüben und russisches Territorium anzugreifen“, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch. „Wenn solche Fälle anhalten, werden die russischen Streitkräfte Kommandostrukturen angreifen, auch in Kiew.“
Die seit Wochen umkämpfte ukrainische Stadt Mariupol ist nach Kiewer Angaben in der Nacht zum Mittwoch erneut Ziel russischer Luftangriffe gewesen. Wie das ukrainische Militär mitteilte, griffen russische Truppen auch den Hafen der Stadt und das Stahlwerk Asowstal an. In dem ausgedehnten Industriekomplex haben sich ukrainische Soldaten verschanzt.
Die Großstadt Charkiw im Osten des Landes sei von russischer Artillerie beschossen worden, hieß es. Die Angaben zum Kampfgeschehen waren nicht unabhängig überprüfbar. Der ukrainische Morgenbericht deutete aber darauf hin, dass sich die militärische Lage nicht stark verändert hat. Für die kommenden Tage oder Wochen wird eine großangelegte russische Offensive im Osten der Ukraine erwartet. In Butscha und anderen Vororten der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Angaben des Innenministeriums mehr als 720 Menschen getötet worden. In den Gebieten, die von russischen Truppen besetzt gewesen waren, gälten mehr als 200 weitere Menschen als vermisst, teilte das Ministerium am frühen Mittwochmorgen mit. Allein in Butscha seien 403 Leichen gefunden worden, sagte Bürgermeister Anatolij Fedoruk, diese Zahl könne steigen, wenn Minensucher das Gebiet durchkämmten. Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft erklärte am Dienstag, sie untersuche auch Zwischenfälle im Bezirk Browary. Die Behörden erklärte, die Leichen von sechs Zivilisten seien mit Schusswunden in einem Keller im Dorf Schewtschenkowe gefunden worden und es werde angenommen, dass russische Streitkräfte dafür verantwortlich seien.
Kreml: Völkermord-Vorwurf von Biden gegen russische Truppen „inakzeptabel“
Der Kreml hat den Völkermord-Vorwurf von US-Präsident Joe Biden gegen die russischen Truppen in der Ukraine als „inakzeptabel“ bezeichnet. „Wir sind kategorisch anderer Meinung und halten jeden Versuch, die Situation auf diese Weise zu verzerren, für inakzeptabel“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. Die Aussage sei nicht akzeptabel, zumal sie von dem Präsidenten eines Landes komme, „dessen Machenschaften in der jüngeren Geschichte wohlbekannt sind“, fügte er hinzu.
Biden hatte den russischen Streitkräften am Dienstag vorgeworfen, für einen Völkermord in der Ukraine verantwortlich zu sein. Der US-Präsident sagte dazu, es sei letztlich Sache der Gerichte zu beurteilen, ob das russische Vorgehen in der Ukraine als Völkermord einzustufen sei.
Finnland: Entscheidung über Nato-Aufnahmeantrag „binnen Wochen“
Finnland will nach Angaben von Regierungschefin Sanna Marin bereits in den kommenden Wochen über einen möglichen Antrag zur Aufnahme in die Nato entscheiden. Die Entscheidung über einen Aufnahmeantrag in das Verteidigungsbündnis werde „ziemlich schnell“ und „innerhalb von Wochen, nicht innerhalb von Monaten“ fallen, sagte Marin am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der schwedischen Ministerpräsidentin Magdalena Andersson in Stockholm. Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hat sich die Zustimmung zu einem Nato-Beitritt Finnlands in Umfragen verdoppelt.
Schweiz setzt fünftes EU-Sanktionspaket gegen Russland um
Die Schweiz setzt auch das fünfte Sanktionspaket der Europäischen Union um. Damit ist die Einfuhr von Gütern wie etwa Kohle, Holz, Zement und Wodka aus Russland und Belarus künftig untersagt. Kerosin, gewisse Chemikalien und andere Waren dürfen nicht mehr exportiert werden. Auch neue Finanzsanktionen, insbesondere im Hinblick auf Trusts, werden in Kraft gesetzt. Die Alpenrepublik, die kein EU-Mitglied ist, setzt zudem mehr als 200 weitere Personen und Organisationen auf ihre Sanktionsliste, darunter zwei Töchter des russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Kritik an Versöhnungsgeste bei Papst-Kreuzweg
Ein ukrainischer Erzbischof und der Botschafter Kiews im Vatikan haben die Entscheidung von Papst Franziskus kritisiert, bei der Karfreitagsprozession eine ukrainische und eine russische Frau das Kreuz tragen zu lassen. Er verstehe und teile die „allgemeine Sorge in der Ukraine und vielen anderen Gemeinschaften über die Idee, russische und ukrainische Frauen“ bei der vom Papst geleiteten Feier im römischen Kolosseum zusammenzubringen, twitterte der ukrainische Botschafter, Andrij Jurasch. „Wir arbeiten jetzt an der Frage und versuchen, Schwierigkeiten der Realisierung und mögliche Konsequenzen zu erklären“, erklärte der Botschafter.
Deutlicher und härter äußerte sich Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine mit Sitz in Kiew. „Ich betrachte die Idee als unangemessen und mehrdeutig“, sagte er. Sie ziehe nicht „den Kontext der russischen militärischen Aggression in der Ukraine in Betracht“. Der Vatikan äußerte sich vorerst nicht offiziell zu den ukrainischen Einwänden.
Lukaschenko schließt Anschluss von Belarus an Russland aus
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat mutmaßliche Pläne für einen Beitritt der Ex-Sowjetrepublik zu Russland zurückgewiesen. „Wir sind mit Putin nicht so dumm, dass wir mit den alten Methoden arbeiten. Wir, das sage ich, errichten eine solche Einheit zwischen zwei unabhängigen Staaten, dass man von uns lernen wird“, sagte er am Mittwoch in Wladiwostok der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Der russische Präsident Wladimir Putin sieht sich immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, er wolle die vor gut 30 Jahren zerfallene Sowjetunion wieder errichten. Lukaschenko ist derzeit auf Einladung von Kremlchef Putin in Russlands Fernem Osten an der Pazifikküste. Seit der umstrittenen Präsidentenwahl 2020, bei der sich Lukaschenko ohne Anerkennung im Westen zum Sieger erklärte, geriet Minsk zunehmend in Abhängigkeit von Moskau.
Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukraine-russland-konflikt-blog-100.html